Das Stelldichein beim Honigwein

Er saß im Café am Ende der Zuckerbäckergasse
Um von ihr erkannt zu werden, hatte er eine Kastanie aus Marzipan vor sich liegen
Man hatte sich über eine Heiratsanzeige kennengelernt

Sie sei eine begnadete Köchin und Kuchenbäckerin
Auch über eine komplette Aussteuer würde sie verfügen
Von Beruf sei sie Kinokartenverkäuferin

Ihre Briefe hatten ihn neugierig gemacht
Schon die ganze Woche hatte er auf eine Flasche Honigwein gespart
Seine Schuhe hatte er auf Hochglanz poliert

Draußen liefen Regentropfen die Fensterscheibe hinab
Ein Rosenverkäufer bot seine Ware feil
Doch er wollte ihr lieber eine Dose Safran im Gewürzstreuer schenken

Endlich erschien sie am Tisch
Auch sie überreichte ihm ein Geschenk im Papier
Er packte aus, und fand darin eine Küchenschürze für den Hausmann

Nun trug der Kellner Honigwein und Walnussstrudel auf
Aus der Musikbox erklang der alte Schlager "tea for two"
Man bat um Gourmetlöffel, um die Amaretto Soße auslöffeln zu können

Man sprach über Bienenzucht und Marmeladeeinkochen
Auch schmiedete man Pläne für gemeinsame Nähabende
Er versprach, beim Zubereiten der Martinsgans ein gelehriger Schüler zu sein

Man reichte sich zum Abschluss des Stelldicheins die Hand
Demnächst würde man gewiss miteinander telefonieren
Daheim umarmte er seine Mantelspinne, und liebte von nun an sein hausfrauenloses Zuhause.

© Karin Stückl

Gut und mit einem schelmischen Lächeln erzählt.

So eine Flasche Honigwein,
kann auch mal richtig bitter sein.
Gut, dass er es sogleich entdeckt,
dass in der Packung Arbeit steckt.
Vielleicht sogar ganz ohne Pausen,
da ließ er diese Aussicht sausen.

Liebe Grüße von Barbara

Liebe Karin, Ich finde Deine Art zu schreiben toll, sie hat etwas Außergewöhnliches.

Liebe Grüße und so long

Ingrid

Liebe Karin, ich habe dein Stelldichein gerne gelesen.

Lieben Gruss von Sabine

Liebe Karin,

wieder eine hübsche Geschichte von Dir die mir Spaß gemacht hat. Mich wundert bloß, daß er das Cafe nicht schon nach dem Auspacken der Schürze verlassen hat Na ja, wer mit blank geputzten Schuhen anreist, ist auch ein höflicher Mensch

Liebe Grüße von Marlis

Danke an alle, die mir auf mein Stelldichein beim Honigwein geschrieben haben.

Heute ist Allerseelennacht, Zeit der lieben Erinnerungen an Verstorbene, aber auch für eine Gänsehaut.