Das Mittagessen beim Förster

Schon im Morgennebel war er durch den bunten Oktoberwald gegangen
Abseits der Waldwege über Moos und frisch gefallenes Laub
Er hatte Steinpilze gesammelt

Nun hatte er sich eine Steinpilzsuppe gekocht
Mit wildem Wiesen-Schnittlauch hatte er sie noch verfeinert
Dazu gab es frisch gebackenes Butterbrot

Er hatte noch einen verirrten Wandersmann zu Tisch geladen
Dieser griff hungrig zu
Die Nacht habe er in einer Scheune verbracht

Zum Dessert gab es Vanillepudding mit Waldmeistersoße
Dieses ließ man sich auf der Zunge zergehen
Der Fremde lobte die Kochkunst des Försters

Es sei wie ein Sonntagsessen gewesen
Ob der Förster denn auch einen hausgemachten Schlehenlikör habe
Am liebsten auch noch einige Pausenbrote als Wegzehrung

Der Förster ging in den Keller, um nach einer Flasche zu suchen
Seine schwarze Katze begleitete ihn
Er nahm noch mehrere eingemachte Gläser Bohnensalat mit

Die Forsthausstube war aber leer, als er zurückkam
Der unbekannte Wanderer war verschwunden
Er hatte wohl nur ein billiges Mittagessen haben wollen

Im Briefkasten lag ein tannengrüner Umschlag
Darin lag eine mit Eicheln bedruckte Serviette
Der Förster sei demnächst ganz bestimmt zum Scheunen-Dinner geladen

© Karin Stückl