Das Hochzeitsfest beim Post Wirt

Der Wind trug die Klänge der Blaskapelle über den Wald
Sie wurden untermalt vom Ruf des Kuckucks
Die Maiglöckchen wiegten sich wie zum Hochzeitswalzer

Das alte Ehepaar saß im Park des Seniorenheimes
In dessen Küche hatte man Hochzeitstortenstücke bekommen
Nun wurde der Kaffee aufgetragen

Man erinnerte sich des Sparstrumpfes aus längst vergangenen Tagen
Mit dessen Inhalt hatte man die eigene Hochzeit bezahlt
Erbsensuppe statt Sonntagsbraten hatte es damals gegeben

Um zwei aneinander anrainende Kartoffeläcker war es gegangen
Diese wurden durch die Hochzeit zusammen gelegt
Die reichen Kartoffelernten hatten zu Wohlstand geführt

Doch heute träumte man vom Platz auf der Gästeliste der Hochzeit
Es sei ein Graf und eine Gräfin, welche sich heute das Jawort gäben
So lange hatte man das Tanzbein nicht mehr geschwungen

Beide Brautleute hätten herrliche Gärten mit Heidelbeersträuchern
Sie wollten nun zu Marmeladenfabrikanten werden
Und dann zu Privatiers mit all-nachmittäglichen Bridge-runden

Die Heimleiterin ging ihre Runde
Man würde neue Heimbewohner erwarten
Es sei der einstige Hochzeitslader und seine Frau

Wenig später saß man beim Kaminfeuer zusammen
Ein Zitherspieler ließ Polka-töne erklingen
Man schunkelte bei Wein und Canapées

© Karin Stückl