Auf der Ofenbank

Ich habe die Fensterläden geschlossen und Kerzenlicht entzündet
Draußen gaukeln die Irrlichter durch die Dezembernacht
In der Blumenvase stehen frisch geschnittene Barbarazweige

Das Holz im Ofen knistert, als wollte es Geschichten aus dem Wald erzählen
Aus der Ferne höre ich die Wölfe heulen
Der Nordwind singt sein Lied im Kamin

Ich stricke an einem Paar Socken für den Weihnachtsabend
Zuvor habe ich die Christrose im Blumentopf gegossen
Einen prächtigen Rauschgoldengel habe ich selbst gebastelt

Die Schaffelldecke auf dem Boden wärmt meine Füße
Ich wünsche mir neue Hausschuhe
Aber an wen soll ich einen Wunschzettel schreiben?

Ich öffne eine Flasche Rumtopfpunsch
Neben mein Glas stelle ich ein zweites
Ich träume von einem himmlischen Gast, der mir die Hausschuhe schenkt

Dann lausche ich in die Winternacht, ob sich Schritte nähern
Aber es ist nur das Ticken der Standuhr zu hören
Ach käme nur der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten

Welche Lust es doch wäre, von ihm zur nächtlichen Schlittenfahrt geladen zu werden
Um dann aus dem Winterwald in die Wolken abzuheben
Die Milchstraße am Himmel entlangzufahren

Aber gewiss bekäme ich bald Heimweh nach meiner Ofenbank
Nach den langen Leseabenden, die ich auf ihr verbringe
Lieber flicke ich meine alten Hausschuhe noch einmal

© Karin Stückl

Liebe Karin,

das ist ja richtig gemütlich bei Dir auf der Ofenbank. Herzlichen Dank, dass wir Dich besuchen durften

Liebe Grüße von Greta