Ein an und für sich netter Nachbar, nennen wir ihn Müller, hat mich in den letzten Tagen zur Weißglut gebracht.
Da ich häufig zu Hause bin, klingeln Paketdienste bei mir, um ihre Lieferungen loszuwerden. So auch diese Woche, jedoch vor allem für Herrn Müller aus der 4. Etage.
Da wir im Erdgeschoss wohnen, könnte man annehmen, dass die Fahrer sich Wege sparen wollen, indem sie die Pakete nicht bis in die oberen Stockwerke tragen wollen, sondern sie ein wenig zeitsparender bei mir deponieren.
Gerne tue ich dies, jedoch erwarte ich von den Nachbarn zumindest freundliche Worte, wenn sie ihre Pakete bei mir abholen. Nicht so bei Herrn Müller, der sich in dieser Woche wiederholt darüber echauffierte, dass "diese Blödmänner" nicht "seinen Anweisungen" Folge leisten.
Auf diese "Anweisungen" angesprochen erzählte er mir, dass er an der Gegensprechanlage jedes Mal genau beschreibt, wie zu verfahren sei: "Gang links - Aufzug nehmen - 4. Etage".
Gestern Abend wollen wir das Haus gerade verlassen, doch wen sehe ich verzweifelt vor der verschlossenen Haustür? Den Fahrer eines Paketdienstes. Vor sich gestapelt 3 Pakete, wie sich schnell herausstellt für Herrn Müller.
Ich ermuntere den Fahrer, bei Herrn Müller zu schellen, doch Herr Müller scheint diesmal wirklich nicht da zu sein. Die Tür bleibt verschlossen. Ich biete dem Fahrer an, Herrn Müllers Pakete anzunehmen, jedoch merke ich, dass er mein Reden nicht versteht. Ich probiere es in Englisch:
"Where do you come from?" Jetzt erhellen sich die Gesichtszüge meines Gegenübers und er teilt mir mit dem andeutenden Klopfen auf sein Herz mit: "Ukraine".
Wir unterhalten uns noch einen Moment über dies und das, er ist seit 2 Monaten in Deutschland und arbeitet beim Paketdienst, dann verabschieden wir uns. Ich wünsche ihm und seinem Land alles Gute.
Heute früh kommt nun Herr Müller und will seine Pakete abholen. Ein wenig provozierend sage ich ihm, dass wohl wieder einer dieser "Blödmänner" bei ihm nicht geschellt habe. "Nein, gestern Abend war ich nicht zu Hause" erfahre ich.
Mit dem folgenden Satz halte ich ihm jedoch seinen eigenen Spiegel vor: "Herr Müller, haben Sie sich vielleicht mal die Frage gestellt, ob die Fahrer ihre Beschreibungen mit Aufzug und 4. Etage überhaupt verstehen können?" Er schaut mich wie ein Auto an und weiß wohl keine Antwort auf meine Frage.
Daraufhin sage ich nur: "Die von Ihnen so bezeichneten Blödmänner sind wie der Paketfahrer gestern vielleicht gerade erst in unser schönes Land eingereist. Der Herr gestern entschuldigte sich sehr, dass er mich nicht verstand, er kam aus der Ukraine."
Selten habe ich einen Menschen so getroffen gesehen. Seinem Mund konnte ich nur ein "ach so" entlocken. Hoffentlich wird er sich in Zukunft fremden Menschen gegenüber anders, nein besser und toleranter, verhalten!
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