Glück auf Zeit 200


Petra hatte sich auf ihr Bett geworfen und ihm die kalte Schulter zugewandt, was ihn völlig aus der Fassung brachte. Er schrie sie an. "Du machst mir also den Vorwurf, euch in Gefahr gebracht zu haben, was überhaupt nicht stimmt. Ich habe euch wohlbehalten hierher gebracht. Aber was tust du? Kannst du dir nicht vorstellen, was mich auf die Palme bringt?" Petra stand auf und wich erschrocken zurück. "Alex, ich bin mir keiner Schuld bewußt.", stammelte sie ängstlich. Er setzte sich auf den Bettrand. "Petra, ich kann so nicht weitermachen. Du bist meine Frau. Ich ertrage es einfach nicht. Du bist ihm um den Hals gefallen, um das Neue Jahr zu begrüßen, bevor wir uns alles Gute gewünscht haben..."
Petra wagte es, an ihn heranzurücken. "Das hat sich einfach so ergeben.", erklärte sie unsicher. Er senkte den Blick und wandte sich von ihr ab. "Und wenn es sich ergibt, dass du in seinem Bett landest?", fragte er mit eiskalter Stimme. Sie blickte ihm in die Augen und erschrak. "Das wird nicht geschehen, und das weißt du auch! Er ist der Freund meiner Schwester, und ich würde sie nie hintergehen. Ich liebe dich, aber ehrlich gesagt, ich hätte etwas mehr Toleranz von dir erwartet." Er sah sie verständnislos an. "In welcher Hinsicht?", fragte er gereizt. "Carmen ist meine Schwester und Markus ist ihr Freund. Mein Gott, Alex! Ich hatte gehofft, du würdest dich etwas wohler fühlen. Die beiden haben sich so bemüht." Ihre Stimme versagte, weil ihr Tränen in den Augen standen.
Alex begriff, dass er einen Fehler begangen hatte. Es lag in Petras Absicht, dass er sich wenigstens mit Carmen aussöhnte, und er hatte geglaubt, Markus wollte sie ihm streitig machen. Dabei hatte er sich nur fair verhalten. Er war mißtrauisch und hatte die Harmonie zwischen ihnen zerstört. Er hatte sich wie ein Idiot benommen. Er war ein Idiot. Er konnte nicht mit anderen Menschen umgehen.
Wie sollte er Petra jemals für sich gewinnen können, wenn er ständig an seiner Umwelt scheiterte.

© Ingrid Hartung