Nebel am Nikolaustag

Der Tag beginnt wie in einem alten englischen Krimi
Dichte Nebel wie im Moor machen die Welt grau
Es ist, als hätten die Engel alle Lampen im himmlischen Saal gelöscht

Aber niemand scheint diesen Saal zu fegen, denn es schneit nicht
Ich schlage meinen Mantelkragen hoch
Denn es ist bitter kalt

Der Nebel verschluckt die Birken im Garten
Ein paar Möwen suchen nach Futter
Der See ist wohl schon zugefroren

Im Treppenhaus begegnet mir ein Nikolaus, der zur Arbeit geht
Das sei ein kleiner Zuverdienst, bemerkt er im Vorbeigehen
Er schenkt mir ein paar Schokoladenprinten

In meiner Dachstube lege ich mir eine Schallplatte auf
"Sankt Niklas war ein Seemann" ertönt aus dem Grammophon
Dabei betrachte ich ein Bild vom Meeresstrand von Sylt

Draußen fliegen nur die Nebelschwaden vorbei
Kein himmlischer Schlitten kommt gefahren
Ich beschenke mich selber mit ein paar Bratäpfeln aus dem Ofen

Vom Fenster betrachte ich die brachliegenden Beete im Garten
Gut dass ich einige Sauerkrautkonserven im Haus habe
Ich werde zum Abendessen den Platz für Sankt Nikolaus decken

Ach brächte er mir nur einen Strauß silberner Misteln
Wie würden diese meine Ofenbank zieren
Ich lausche auf seine Schritte, und gebe die Hoffnung nicht auf

© Karin Stückl