Liebeserklärung an schöne Wilde

Einen kleinen Fluss weiß ich, verschwiegen gelegen in südlichen Landen, der in seiner Schönheit Seinesgleichen sucht. Anfangs fließt sein kristallklares Wasser aus einer Karstquelle in Bergeshöhe hervor, bahnt sich einen Weg abwärts und wird zu einem Flüsschen. Es zwängt sich durch abgrundtiefe Schluchten, durch dunkle Höhlenräume, die nie das Auge eines Menschen sah, stürmt über und um mächtige Felsbrocken und bricht sich Bahn durch manches Gestein. Einzigartige Forellen sind seine Begleiter. Manchmal blitzen ihre huschende Leiber silberhell auf im Licht der Sonne oder im Schein des Mondes. Die Fluten reißen grell farbige Schlauchboote mit, tragen sie und ihre schutzbekleidete Menschenladung in atemberaubender Geschwindigkeit fort, katapultiert sie über Hindernisse hinweg, durch strudelnden Engen hindurch. Den Abenteurern an Bord spritzt ohne Unterlass das eiskalte Wasser ins Gesicht, und allzeit droht ein Kentern, ein Umkippen des Gefährts oder gar dessen Zerschellen an steil aufragender, scharfkantiger Felswand. Ohne Unterlass rauscht, gurgelt, klatscht und donnert es, oder plätschert mitunter auch schon mal besänftigt. An geheimen Orten ergießen sich märchenhaft anmutende Wasserfälle in tiefe Becken, beschützt und beschattet von schroff abfallenden Hängen und laden zu außergewöhnlichem Badevergnügen. Seit einer Unendlichkeit von Jahren fließt das Wasser in seinem ausgeschürften Bett. Ganz in der Nähe kämpften im 1. Weltkrieg Soldaten. Einer der dort Verwundeten hieß Ernest Hemingway. Beängstigend marode ausschauend schwingen alte, schmale Brücken aus Holz über das unermüdlich strömende Gewässer. Es zeigt die einmalig schöne und schillernde Farbe von Smaragden. Mitunter verfärbt es sich an ausufernden Stellen in leuchtendes Türkis und schmückt sich mit weißen Säumen aus Sand. Dann, nach einem Marathonlauf von 140 Kilometern, erreicht der Fluss das Meer, wo er Unmengen an Geröll, die er auf seinem Weg sammelte und mitschleppte, in den Golf von Triest spült.

© Jutta Gornik

Die Soca entspringt in den Julischen Alpen, fließt durch Slowenien und Italien und mündet in die obere Adria. Videos und Bilder im Netz.

Zitat von Barbara Kopf im Beitrag #2

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Liebe JuttaRichtig schön ist das, es schildert so anschaulich, dass man es vor Augen sieht. Danke.

Ganz liebe Grüße kommen von Barbara

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Liebe Jutta, ich empfinde wie Barbara, das ist wirklich großartig geschrieben

Liebe Grüße von Sabine