Ballade vom Watzmann

Hört ihr Leute, fern und nah,
was vor langer Zeit geschah.
Gräueltat mit blut'ger Hand
im schönen Berchtesgadner Land.

Als das Land hier war noch eben
konnte niemand friedlich leben.
König Watzmann bös, brutal,
war des Volkes größte Qual,
jagte dort mit Frau und Kinder,
mit den Hunden Wild und Rinder,
durch die Wälder, übers Feld,
das schon fleißig war bestellt.

Einmal zog die wilde Meute
über eine schöne Weide.
Vor der Hütte bei der Linde
eine Frau saß mit dem Kinde.
Friedlich ohne Weh und Harm,
stillt sie ihr kleines Kind im Arm.
Drinnen schläft ihr treuer Mann
mit seinem Hund gleich nebenan.
Des Königs Meute wild und schnell
bissen zu mit viel Gebell,
in das Kind, groß war die Not ,
dann war auch die Mutter tot.
Aufgeschreckt kam nun heraus
ihr Mann und sah das Blut mit Graus.
Er hörte, wie der König lachte
und einen Spaß daraus sich machte.
Schmerz durchfuhr da seine Glieder,
so schlug den Lieblingshund er nieder.
Watzmann konnt es nicht ertragen,
und ließ den Hirten niederschlagen,
Wild war die blut'ge Hatz noch immer,
beim Hirten wütete sie schlimmer.
Im Sterben schickt verzweifelt noch
er einen Fluch zum Himmel hoch.

Da zogen dunkle Wolken auf
und Blitze zuckten hell zuhauf.
Mit lautem tiefen Donnergrollen
hörte man den Donner rollen.
Die Tiere wurden ganz verwirrt
und ließen ab vom armen Hirt.
Sie wenden sich dem König zu,
Der wurd zerbissen schnell im Nuh,
Auch der Frau und Kinder Blut
floss dahin durch blinde Wut.
Rasend dann die Meute lief
in den Abgrund steil und tief.

König Watzmann und die Seinen,
erstarrten all zu kalten Steinen
wuchsen an zu Felsenriesen
über die die Winde bliesen,
stehn noch heut, nach Freud und Weh,
mahnend überm Königssee.

© Roland Rothfuß