Das Richtfest

Kai beschloss, zum Richtfest zu gehen. Welche andere Möglichkeit hatte er, sie wiederzusehen? Er musste es riskieren, selbst auf die Gefahr hin, dass sie ihn abwies. Er musste alles auf eine Karte setzen, wenn er noch eine Chance bei ihr haben wollte.
Er fühlte sich etwas besser, seit er wusste, dass sein Arbeitsvertrag überraschender Weise auf ein Vierteljahr verlängert wurde.
Das war ein gutes Zeichen, vielleicht sogar der erste Schritt zur Festeinstellung. Es würde ihm in nächster Zeit nicht an Geld mangeln. Er brauchte nicht viel zum Leben. Inzwischen hasste er sich für seinen Auftritt beim Oberwirt.
Er sah in den Spiegel und war mit seinem Gegenüber durchaus zufrieden. Er hatte den Rat seiner Mutter befolgt und war zum Friseur gegeangen. Der hatte sein Handwerk sehr gut verstanden.
Kai trug ein dunkelblaues Hemd und eine weiße Jeans, die er sich erst heute morgen gekauft hatte. Vielleicht traten seine kräftigen Oberschenkel etwas zu deutlich hervor, aber sie betonten seine schlanke Hüfte.
Kai zündete sich eine Zigaette an. Er musste rauchen. Er konnte das Wiedersehen mit Silvi kaum erwarten.
Und ganz gleich, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, er würde sie nicht wieder enttäuschen.
Kai ging zu Fuß zur Baustelle. Das Terrain hatte sich verändert. Ein Festzelt stand auf dem Feld. Auf dem Dachstuhl war ein Maibaum aufgestellt.
Der Duft von gegrillten Steaks stieg ihm in die Nase. Er atmete tief durch und ging schnellen Schrittes in das Festzelt.
Er brauchte nicht nach ihr zu suchen, sie stand plötzlich vor ihm, bekleidet mit einem schwarzen Top und einem weißen Minirock. Sie stützte die Arme in die Hüfte und blinzelte ihn an. " Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen?", Er versuchte zu lächeln.
"Ich bin eingeladen, oder, wenn es dir besser gefällt, ich musste dich wiedersehen." Er trat einen Schritt auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie lächelte schwach. " Du warst beim Friseur, steht dir gut.", sagte sie und fuhr ihm durch das blonde Haar. Ihm lief ein Schauder über den Rücken, und er spürte deutlich seine Erregung. Er konnte sie jetzt haben, sie würde ihm folgen.
"Ich will dich.", sagte er unvermittelt. Sie blickte auf seine weißen Jeans und sah die Ausbeulung. "Ich weiß." Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Wie gebannt folgte er ihr. Sie ging mit ihm nach oben zum Dachstuhl. Sie standen sich gegenüber. "Kai, hier sind wir ungestört, und du kennst dich ja hier oben aus." Er nickte stumm, umarmte sie, küsste sie und zog sie so fest an sich heran, dass ihr schwindlig wurde.

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Ingrid Hartung

Na, Kai, geht doch!
Ui, ist mir heut warm ...

LG Martin