Markus hatte sie tatsächlich am Vormittag in der Bibliothek angerufen. Er bot ihr an, sie von der Arbeit abzuholen. Anschließend könnten sie ja noch ins Kino gehen oder nach München fahren oder nur irgendwo zu Abend essen. Carmen war der Meinung, er hörte sich an, als habe er ein schlechtes Gewissen und wollte etwas wieder gutmachen. Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht so war. Aber immer wieder stellte sie sich die quälende Frage, wo und vor allem mit wem er den Sonntagabend verbracht hatte. Zu Hause war er offensichtlich nicht gewesen. Carmen hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie vor der Bücherei auf ihn warten würde. Sie hatte noch "Also bis dann" hinzugefügt und dann aufgelegt. Sie wollte nichts mehr von ihm hören, nicht am Telefon. Sie würde ihn unter vier Augen zur Rede stellen, und sie würde es bemerken, wenn er sie anlog. Zumindest glaubte sie, ihn so gut zu kennen. Sie musste nicht auf ihn warten. Er saß bereits auf einer der Stufen, die zum Eingang der Bibliothek führte, den Kopf auf die Arme gelegt, die auf die Knie gestützt waren. "Markus", sagte sie leise, dennoch zuckte er zusammen. Er richtete sich auf und sah ihr in die rehbraunen Augen, denen er nicht widerstehen konnte. Sie erschrak über die Blässe in seinem Gesicht und über die dunklen Ränder, die sich unter seinen Augen abzeichneten. "Alles in Ordnung?", fragte sie unsicher. Er nahm sie in die Arme. "Ich liebe dich, Carmen. Ich möchte, dass wir zusammenleben. Was willst du in diesem Kaff? Du solltest bei mir sein." Sie ließ sich küssen, doch sie spürte, dass etwas nicht stimmte. "Wir haben es doch versucht, aber es hat nicht funktioniert." Sie vergrub ihren Kopf in seiner Brust. "Wir sind jetzt verlobt, Carmen. Das ist etwas Anderes. Ich brauche dich. Du fehlst mir..." Er küsste sie auf die Stirn. "Wo warst du eigentlich am Sonntagabend?", fragte sie, indem sie sich von ihm löste. Er wandte sich ab, fuhr mit der linken Hand nervös über sein Haar und sagte nüchtern. "Ich war in der Bärenhöhle zur K13- Fete, der jetzige Abi-Abschlussjahrgang. Ich habe Marion aus meiner Klasse wiedergetroffen. Wir waren damals für kurze Zeit ein Paar. Carmen, wenn du bei mir gewesen wärst, dann wäre das alles nicht passiert." Sie blickte ihn herausfordernd an. "Du hast mit ihr geschlafen?", fragte sie entsetzt. Er nickte stumm. Sie schlug ihm mit der linken Hand ins Gesicht. "Weißt du was, du kannst mich mal!", schrie sie, und ehe er sich versah, rannte sie weg, scheinbar ziellos. Er wusste, er hätte ihr seinen Fehltritt besser nicht gestehen sollen. Sie hatte kein Verständnis dafür. Sie dachte immer, sie wäre das einzige Objekt, das er begehrte. Und sie hatte geglaubt, sie konnte sich ihm verweigern, und er würde es sich gefallen lassen. Aber darin hatte sie sich getäuscht. Er konnte auch anders. Sie hatten sich verlobt, aber er war der Mann, und er zeigte ihr, wo lang es ging. Sie würde schon zu ihm zurückkehren, und außerdem war am nächsten Wochenende das Richtfest auf Stinau. Sie konnte es sich nicht leisten, dort zu fehlen. Schließlich war Anne ihre wahrscheinlich beste Freundin. Carmen hatte ihn abgewiesen. Er wählte Marions Handynummer und bat sie, in seine Wohnung zu kommen. Sie sagte ihm zu, ohne einen Augenblick zu zögern.
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