Ende der Kindheit


Als er ein kleiner Junge war,
schien seine Zukunft sonnenklar.
Es mangelte ihm weder an Liebe, noch an Kleidung,
doch als er 5 war, kam die Scheidung.

Seine Eltern stritten sich,
der Vater schlug die Mutter fürchterlich.
Sein Vater ließ sich nicht mehr blicken,
will kaum die Alimente schicken.

Seine Mutter blieb oft lange aus
und kam auch manchmal nicht nach Haus.
Und in so mancher dunklen Nacht
hat sie auch einen mitgebracht.
Sie liebte ihren Sohn, doch nicht genug.
Ihr Leben war ein Selbstbetrug.

Er lud sich falsche Freunde ein,
um nicht so oft allein zu sein.
Sie waren gemein und nutzen ihn aus,
er merkte es nicht, sie hielten sich raus.

Nun steht er hier im Citystore,
umringt von Menschen, doch er kommt sich einsam vor.
Ein Polizist nimmt ihn hart bei der Hand
und zeigt dahin, wo eben noch das I-Phone stand.

Er aber schweigt, sein Blick ist kalt,
die andre Hand hat er zur Faust geballt.
Das I-Phone hat für ein Mädchen er gestohlen,
ach, soll sie doch der Teufel holen!

Er war`s gewohnt, sich Liebe zu erkaufen,
doch diesmal lassen sie ihn bestimmt nicht laufen.
Er spürt, die Kindheit ist nun aus,
und aus dem Arrest, da kommt er auch nicht so bald raus.
Kaum 15 Jahre ist er alt
und doch schon Opfer der Gewalt.

P.S. Das Gedicht habe ich 1982 geschrieben, damals war das gestohlene Objekt noch ein Kofferradio. Aber die Thematik ist ja leider nach wie vor aktuell.

©

Ingrid Hartung

Sehr gut geschreiben und, bedauerlicherweise, sehr realistisch.

Liebe Grüsse
Michael

Wundervoll geschrieben, liebe Ingrid

Sehr traurig und doch Realität, an der Tagesordnung.
Wie viele junge Menschen werden so alleine gelassen, heute mehr denn je...
und wenn sie dann Mist bauen, werden sie verurteilt. Wie oft müsste man die Eltern vor den Richter stellen!!!