Der Star, der er mal war

Gestern hast du ihn gesehen.
Er konnte kaum noch aufrecht gehen.
Wankend fiel er aus der Bar,
wo er einst der Star mal war.

Doch sein Ruhm ist längst verblasst,
er ist ein ungebetner Gast.
Jeden Abend trinkt er hier,
ein paar Whisky, zu iel bier.

Sein Leben zieht an ihm vorbei,
doch das ist ihm einerlei.
Er hat kein Ziel und keinen Halt.
Er ist einsam und wird alt.

Früher hat begeistert er die Menge,
um ihn herum herrschte Gedränge.
Alle jubelten ihm zu,
niemals fand er seine Ruh.

Seine Stimme tief und rau
war die Sehnsucht jeder Frau.
Jede Woche ein Konzert.
Er war allerorts begehrt.

Doch dann hat er Ben kennengelernt
und vom Leben sich entfernt,
Alkohol, Tabletten, Drogen
haben seinen Geist verbogen.

Er hat sehr an ihm gehangen,
doch dann ist Ben fortgegangen.
Und er blieb allein zurück,
weggeworfen all sein Glück.

Doch er konnte nicht mehr singen.
Kein Ton wollte ihm gelingen.
Dennoch geht er in die Bar,
wo er inst der Star mal war.

Gestern abend hast du ihn gesehen,
und du wolltest mit ihm gehen.
Du hast ihm die Hand gegeben
und ihn erweckt zu neuem Leben.

©

Ingrid Hartung

Dein sehr tiefsinniges Gedicht habe ich sehr gerne gelesen, liebe Ingrid. Es hat mich berührt, der Absturz eines "Stars", und dennoch ein "glückliches" Ende, das geschieht leider nicht oft. Du hast Dein Gedicht wunderbar bildlich geschrieben, das gefällt mir.

Liebe Grüße aus Wissentrup

Jürgen