Er trat aus der Haustür und wurde sogleich von Sonne umstrahlt. Sie blendete ihn und er schloss kurz die Augen. Was für ein schöner Tag, ging es ihm durch den Kopf. Es war März. Vor ein paar Tage war es noch winterlich gewesen.
Er hatte sich den Nachmittag dienstfrei genommen, um seine Mutter zu besuchen. Sie war betagt und wohnte dreißig Kilometer entfernt allein in einer kleinen Wohnung. „Ich freue mich auf deinen Besuch“, hatte sie am Telefon gesagt. Ihre Stimme verriet, dass sie das von Herzen meinte.
Er war gut gelaunt und fuhr mit mäßigem Tempo durch die erwachende Natur. Dabei dachte er an Mutter. Zu ihr hatte er seit seinen Kindertagen ein inniges Verhältnis. Anders als seine jüngere Schwester, die viele Male mit Mutter in Streit geraten war. Das hatte Mutter traurig gemacht. Sie litt tagelang an solchen Auseinandersetzungen.
In Mutters Wohnung war alles wie immer. Die Zeit schien dort still zu stehen. Alles war, wo es schon immer gewesen war, von den Möbeln bis zu den Bildern. Dieses Gleichmaß tat seiner Seele gut. Wie anders hingegen war doch sein hektisches Leben! In Mutters Umgebung kam er stets zur Ruhe. Auch deshalb war er gern bei Mutter zu Besuch.
„Meist du, wir könnten es wagen, in einem geschützten Winkel auf dem Balkon unseren Kaffee und Kuchen zu genießen?, fragte sie ihn. „Lass es uns probieren“, antwortete er.
Nun saßen sie draußen an dem runden Gartentisch einander gegenüber und ließen es sich wohl sein. Wie meist, kamen sie schnell auf Vergangenes zu sprechen. Ihre Augen begannen dabei auf eine innige Weise zu leuchten. Es verwunderte ihn ein ums andere Mal, woran sie sich erinnern konnte.
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie du es schaffst, noch so gut im Alltag zurechtzukommen“, meinte er im Laufe des Gesprächs. „Das kann nur ein Mann sagen“, entgegnete sie. „Du solltest einmal genauer hier in die Ecken schauen.“
Dann wollte sie wissen, wie es in seinem Beruf laufe, wie in der Familie. Sie kamen von einem zum anderen. Die Zeit flog dahin. Nun stand die Sonne schon tief.
„Jetzt muss ich aber los“, sagte er und stand auf. Sie nickte und er hörte sie leise „schade“ sagen.
Als er sie zum Abschied im Arm hielt, bemerkte er wieder, dass sie sehr klein geworden war. Er fühlte ihre Nähe und nahm ihren vertrauten Geruch wahr. Und er spürte, wie sehr er sie liebte.
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