eine Kurzgeschichte inspiriert nach dem Gedicht „Nur zu Besuch“ von Christine Bücker (Sonnenschein) Nur zu Besuch
Im Schritttempo fahre ich mit dem Wagen. Kurz vor deinem Haus bleibe ich stehen. Ich stellte den Motor ab. Es ist früh am Morgen. Der Tau der vergangenen Nacht liegt auf den Treppenstufen vor deinem Haus, in dem wir vor langer Zeit einmal sehr glücklich waren. Die Fenster alle hell erleuchtet. Dass ich hier stehe, weißt du nicht. Wir haben uns einmal sehr geliebt. Dann gab es eine andere Frau. Es war eine schmerzhafte Erfahrung. Es war kein Platz mehr für mich in deinem Leben.
Ich lasse das Fenster herunter. Kalte Luft schlägt mir ins Gesicht. In der Ferne kräht ein Hahn. Der Zeitungsbote ist auch unterwegs. Still sitze ich da und unser gemeinsames Leben läuft in Bruchteilen von Sekunden in meinem Kopf ab. Mein Herz klopft. Ich schließe die Augen und sehe dich vor mir. Wie gern möchte ich dich noch einmal in meine Arme schließen. Nach unserer Trennung war ich lange im Ausland. Was treibt mich hier her zurück? Will ich dich noch einmal sehen? Du hast bestimmt eine Familie gegründet. Wie ein Magnet zieht es mich zu deinem Haus. Ich öffne die Wagentür und langsam steige ich aus. Nur noch ein paar Schritte zum Eingang. Vertraute Geräusche höre ich. Den kleinen Bach, der neben dem Haus fließt, höre plätschern. Die Bäume haben ihr Laub verloren. Mein Herz rast. Liebe ich dich noch immer? Warum tu ich mir das an? All die Jahre habe ich dich nicht vergessen. Hätte ich damals um dich kämpfen sollen? Ich habe das Gefühl, zu wandeln auf weggespülten Brücken. Viel Freud und Leid gab es in unserem Leben und über manche Schlucht sind wir gesprungen. Kurz bevor mein Finger die Türklingel berührt, ziehe ich meine Hand zurück. Ich mache eine Kehrtwendung, um zu gehen. In dem Moment öffnet sich die Tür. Eine Kinderstimme ruft: „Papa! Wer ist diese Frau?“ Meine Schritte werden schneller. „Laura?!“, höre ich seine Stimme rufen. Abrupt bleibe ich stehen. „Laura! Was machst du hier?“, wieder die vertraute Stimme. Ich drehe mich um. Wir stehen uns gegenüber. Was ich zu sehen bekomme, macht mich sehr traurig und betroffen. Das ist der Mann, an den ich all die Jahre gedacht habe. Mit einem schäbigen Schlafanzug bekleidet steht er in der Tür. Seine langen fettigen Haare hängen am Kopf herunter. In der einen Hand hält er eine Flasche Korn. Jetzt kommt er auf mich zu getorkelt. Ich drehe mich um und renne zum Auto. Nur weg. Hier habe ich nichts mehr verloren. Tränen laufen mir übers Gesicht. Was ist bloß aus ihm geworden.
#2 | RE: Nur zu Besuch02.11.2023 15:44 (zuletzt bearbeitet: 02.11.2023 17:05)
Gelöschtes Mitglied
Die Zeit kann Menschen verändern, aber der Mensch kam die Zeit nicht ändern.
Was wir einmal kannten, es wunderschön fanden, wurde von der Zeit weggespült, zurück bleibt eine Fassade, die man dann, im Spiegel betrachtet, als sich selbst, nicht mehr erkennt. Die Zeit kann Wunden Heilen, aber sie kann keine Wunder vollbringen.
das wird Sonnenschein aber freuen, dass Du Ihrer Aufforderung gefolgt bist. Ich sage nur sehr gut ausgeführt vielleicht guckst Du noch drüber Folge der Zeile mit dem kleinen Bach, da scheint mir ein kleines Wort vergessen gegangen zu sein
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