Buschwindröschen im Moos

Man erwartet den ersten Ruf des Kuckucks
Der Winter hat sich auf die Gipfel der Berge zurückgezogen
Am weißen Flieder sprießen die Knospen

Die Sonne blinzelt durch die Haselnusssträucher
Ein Zaunkönig hüpft durch die Zweige
Gleich dem Gewand des Försters grünt das Moos

Von Ferne hört man den Bach rauschen
Eine Kräuterhexe sammelt Bärlauch
Sie wird ihn auf dem Markt verkaufen

In der Küche des Gasthauses wird sie auch erwartet
Denn es soll heute Bärlauch Knödel geben
Aber sie kann sich am Moos nicht satt sehen

Wie ein grüner Zauberer war der Frühling über die Wege gegangen
Gefolgt von Blumenfeen mit gefüllten Körben
Überall hatten sie weiße Buschwindröschen gestreut

In zartem Gelb leuchten dazwischen die Himmelsschlüssel
Waldwichtel haben Karamellpralinen verteilt
Ein vorbeiziehender Stromer spielt auf seiner Geige

Wie bald würden die Buschwindröschen verblühen
Verwelken muss der Frühling wie das Leben
Das Sonntagskleid des Mooses muss vergehen

Es tanzen die Zwerge einen Frühlingswalzer
Unerbittlich entfliehen die Stunden
Bald winken die Buschwindröschen zum Abschied

© Karin Stückl