Märzenbecher am Waldesrand

Zwischen altem Schnee und grünem Moos
Im weißen Frühlingskleid mit Tupfen
Verkünden sie den März

Noch sind die Bäume kahl
Und die Nächte winterkalt
Die Scheunendächer tragen ein Rauhreifgewand

Noch malt der Nachtfrost Eisblumen auf die Fensterscheiben
Und in den Häusern trägt man Reisig zum Ofen
In der Vase stehen Blumen aus Krepp-Papier

In den Gaststuben verzehrt man Starkbier im Krug
Die ersten Frühlingswanderer sind eingekehrt
Man plaudert über Backstubenrezepte für Osterlamm mit Puderzucker

Der Wind bläst gelben Staub von den Haselnusssträuchern
Erste Knospen sprießen am weißen Fliederbusch
Die Störche sind aus Afrika zurückgekehrt

Auf der Bank am Waldesrand sitzt eine alte Dame
Sie stickt Bilder von Märzenbechern in ein Taschentuch
Das soll für ihre seidene Opern-Handtasche sein

So soll der Frühling ihr vom Wald in die Loge folgen
Dort hofft sie den Förster zu treffen
Schon früher lauschte sie mit ihm dem Frühlingsstimmenwalzer

Bald würden die Märzenbecher wieder verblühen im Wald
Nicht aber die, welche als deren Bildnis gestickt wurden
Bei Fürst-Pückler-Eis im Operncafé sollten sie zur Serviette werden

© Karin Stückl