Aschermittwoch bei der Kirchenmaus

Es war ein milder Februartag
Man erwartete voll Sehnsucht das erste Schneeglöckchen
Aber der Schnee schmolz nur zögerlich

Die Kirchenmaus saß auf ihrer Hausbank
Sie ließ sich das Käsebrot von der Mesnersfrau schmecken
Die Wintersonne schien ihr auf die Nase

Der Mesner ging vorbei mit der Asche für den Segen
Er war zuvor im Wirtshaus beim Fischessen gewesen
Die Speisekarte hatte mit Forellen geprunkt

Eigentlich wäre die Kirchenmaus zum Kaffeetisch geladen gewesen
Ihre Freundin hatte heute Schmalznudeln gebacken
Der Mäusebriefträger hatte die Einladung überbracht

Aber sie hatte ihr abgesagt
Gerne würde sie ein anderes Mal kommen
Denn sie erwartete einen Mäuserich zum Kuchenessen

Sie hatte ihn am Faschingsball der Mäuse kennengelernt
Er hatte sie mit seinem Frack betört
Als Mäusegraf war er verkleidet gewesen

Er sei zwar ein wohlhabender Mäuseschloßherr
Hätte aber seinen Geldbeutel vergessen
Ob die Kirchenmaus nicht seine Faschingsballzeche auslegen könne

Dafür wolle er am Aschermittwoch mit einem Mozartlikör kommen
Bei Kaffee, Kuchen und Likör würde man gewiss einander näher kommen
Es erschien aber nur ein Mäuserikschafahrer mit den Schmalznudeln ihrer Freundin

© Karin Stückl