Der Vater und seine Söhne

Es gibt einen Vater, der hat zwei Söhne
die sind ihm von Herzen teuer und lieb.
Erinnerung bleibt an so manches Schöne
doch nun werden die Augen ihm trüb.

Er ruft sie herbei, seine Stimme ist Beben
und vor der Reise in ein so fernes Land
will er sein Habe an sie übergeben
mit freundlich noch wärmender Hand.

Als sie nun endlich vor ihm stehn
drängt sich ihm von selbst die Frage:
Sagt Kinder, was soll nun geschehn
am Ende meiner langen Tage.

Der Jüngere jauchzt frohlockend auf:
Nun kann ich ohne Sorgen
mir Luxus, Freunde, Macht zuhauf
im Handumdrehn besorgen.

Der Ältere schaut betrüblich drein
und ihm kommt eine Träne.
Ach Väterchen, was soll schon sein
wie ich mich vor dir schäme.

Was nutzt mir all das viele Geld
wenn ich dich kränklich sehe.
Ich gäb den Reichtum dieser Welt
damit ein Wunder dir geschehe.

Nun ist‘s am Vater, der die Wärme spürt
ob solch‘ lauteren Gedanken
das Vaterherz ist tief gerührt
und möcht‘ ihm innig danken.

Doch weiß er wohl, er hat 2 Knaben
vom Wesen stark gespalten.
Weil sie ihm Sinn im Leben gaben
wird er treu zu ihnen halten.

So wird er nur vor dem Gewissen
und mit dem väterlichen Glauben
dass Beide für ihr Leben taugen
sich erklärend äußern müssen.

In der Hoffnung des Alten, die Beiden zu einen
hilft ihm Weisheit und feines Gespür.
Auch dem Jüngeren wird Erleuchtung scheinen
als Dank nehmt schon jetzt Euer Erbe dafür.


© Hartmut Otto

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