Die Gartenlaube

Wer sie einst errichtet hat, weiß keiner genau zu sagen. Die Gartenlaube ist, trotz aller Versuche einer Erneuerung, immer unansehnlicher und brüchiger geworden. Eigentlich sollte sie deshalb abgerissen werden, doch keiner konnte sich zu diesem Unterfangen ernsthaft durchringen, denn alle liebte sie. Sie ist ein besonderer Ort der Ruhe und Beschaulichkeit.

In den heißen Sommermonaten bietet sie Schutz vor der sengenden Sonne. Nicht nur den Menschen. In allen Ecken haben Spinnen kunstvolle Netze geknüpft. Wer müßig auf der Bank mit dem blättrigen Lack sitzt, bewundert die filigranen Kunstwerke, in dem die Sonnenstrahlen tanzten, in all ihrer Schönheit. Lautlos flattern Schmetterlinge für ein Weilchen herein, ruhen sich auf dem Boden oder dem Gartentisch aus, ehe sie mit zarten Flügeln wieder zur Blumenwiese entschweben. Hin und wieder fliegt vielleicht neugierig einer der Singvögel aus der Nachbarschaft auf eine Stippvisite heran, und Käfer verschiedener Art krabbeln emsig und unbeirrt kreuz und quer. Insekten erfüllen mit ihrem unablässigen, einlullenden Summen die Stille. Ab und zu schießen mit störendem Brummen schwarze Fliegen herein, um, als hätten sie sich im Weg geirrt, pfeilschnell an der anderen Seite wieder zu verschwinden.

Irgendwer hatte irgendwann einmal ein Glockenspiel vom Dach abgehangen. Seither erklingen schon bei leichtem Windzug melodische Tonfolgen, während sich die Augen an dem grazilen Schwingen der Glöckchen ergötzen. Wunderbare Gedanken voll herrlicher, bunter Bilder flanierten in loser Folge wie in Zeitlupe im Kopf. Und niemand, der in der Laube die Zeit gemächlich dahinfließen lässt, würde sich wundern, erschienen jetzt märchenhafte Wesen, um fantastischen Geschichten zu erzählen.

© Jutta Gornik