Jonas ebnete den Sand. Dann schaufelte er an einer Seite einen Hügel auf und klopfte ihn fest. Darüber legte er sein Handtuch. Dort sollte erhöht sein Kopf liegen. Es war noch früh am Morgen. Es würde ein heißer Tag werden, Jetzt aber war es angenehm. Ein frischer Wind wehte vom Meer her. Gegen Mittag würde er vermutlich ersterben. Jonas legte sich in den Sand. Vor ihm lag das Meer. Die Wellen liefen gleichmäßig auf dem Strand ein. Schäumend und zischend schoben sie den schlürfenden Sand und die Steine vor sich her. Dann zogen sie sich wieder zurück und nahmen Sand und Kies mit. An diesem Strand, an den sich nur selten Touristen verirrten, stand verloren eine einzige hohe Palme. Der Wind des Meeres fing sich in ihren mächtigen Fächern und schwang sie gleichmäßig hin und her. Sie rauschten dabei. Sie rauschten, als wollten sie den Meereswellen antworten. Etwa hundert Meter entfernt lag ein verrottendes Boot. Sein Bug war vom Sand bereits bedeckt. Irgendwann einmal musste das Gefährt eine kräftige, blaue Farbe getragen haben. Das war an einigen Stellen noch erkennbar. Im Schatten des Bootes hatte sich ein kleiner, herrenloser Hund lang ausgestreckt. Er schlief.
Das Meer war von einer unbeschreiblichen, leuchtenden Farbe. Mutters blaugrüne Augen hatten einen ähnlichen Farbton. Jonas schaute über die endlose Wasserfläche. Sie lag makellos und unberührt vor ihm. Weit in der Ferne schien der Himmel geradewegs in die Fluten zu steigen. Das Firmament war wie ein großes, seidiges Tuch glatt über das Meer gespannt. Nirgendwo gab es eine Wolke. Jonas dachte, wie gut es die Menschen hätten, die hier am Meer lebten. Wo er her kam, gab es kein Meer. Nur einen kleinen See. Der war giftgrün und verschlammt. Wenn es sehr warm war, begann er, unangenehm zu riechen. Jonas blickte über den leeren Strand. So weit sein Blick reichte. An einer Seite wuchsen Olivenbäume fast bis zum Wassersaum. Ihre Stämme und Äste waren knorrig, vielfach gedreht und verschlungen. Sie sahen aus wie Zaubergestalten. Vielleicht waren es verwunschene Prinzen. Nicht ein Baum glich dem anderen auch nur annähernd. Er hatte gehört, einige dieser Bäume seien Hunderte von Jahren alt. Er konnte das nicht glauben. Er hörte die Palme wieder rauschen, und er hörte das Meer antworten. Ihm kam es vor, als hätten die Palme beim Schwingen ihrer Wedel und das Treiben der Wellen den gleichen Rhythmus wie der Schlag seines Herzens.
Als seine Mutter kam, um ihm zum Frühstück zu holen, verließ Jonas nur ungern seinen Platz, denn in dieser frühen Stunde gehörten der Strand und das Meer ihm alleine. Sein Vater sagte, dass sie sich auf die Abreise vorbereiten müssten. Ein bislang nicht gekannter Schmerz des Verlustes erfasste den Jungen. Dann lag Jonas zum letzten Mal in seiner Sandkuhle am Meer. Er schwor, dass er zurückkommen werde.
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