Am Holunderbeerenstrauch an der Scheune

Die Heuernte ist in vollem Gange
Azurblauer Himmel wölbt sich über den Wiesen
Ein paar Schäfchenwölkchen ziehen vorbei

Aus der Scheune duftet es nach frisch getrocknetem Heu
Blauschwarz leuchten die reifen Holunderbeeren an der Scheunenwand
Ein Zigeuner hat seine Wäsche zum Trocknen aufgehängt

Er hat ein paar Sommerfrischegästen aus der Hand gelesen
Damit hat er sich eine Blumenkohlsuppe im nahen Gasthaus verdient
Nun hält er seinen Mittagsschlaf

Ich geselle mich dazu und packe meine belegten Brote aus
Der Gang durch den Wald hat mich hungrig gemacht
Ich habe Pilze und Beeren gesammelt

Einige Käfer sind mir über den Weg gelaufen
Der Förster machte seine Runde
Üppig blühten die Glockenblumen auf dem grünen Moos

Nun schnitt ich mir noch ein paar Holunderbeeren ab
Abends unter der Standuhr würde ich deren frischgekochten Saft verzehren
Dabei dem Schrei der Eule lauschen

Nun ist der Zigeuner neben mir aus dem Mittagsschlaf erwacht
Ich darf in seinem Kochbuch blättern
Ich lese Zigeunerschnitzelrezepte aus Urgroßmutters Zeiten

Hinter der Scheune summen die Bienen an ihrem Haus
Eine Spinne webt ihr Netz an einer Distel
Von dieser Rast an der Scheune werde ich hinter grauen Mauern zehren

© Karin Stückl