Alt werden soll schön sein?

- aus der Sicht eines Single.

Die Sechzig hat er hinter sich
und fühlt sich noch so jung.
Er liebt Gesang, Weib, Wein und Bier,
ist fast immer voll im Schwung.

Er glaubt, er könnt´ noch Bäume fällen,
und jeden Tag den tollsten Sex genießen;
dass bei ihm die schönsten Frauen schellen,
und im Schlafzimmer die Türen schließen.

Er bildet sich ein, in ihm brodelt noch die Jugend,
doch ehrlich, wie ist die Realität?
Kein Telefon, kein Klingeln an der Tür, - ihm bleibt die Tugend,
und für ein Lustleben ist es vielleicht auch schon zu spät!

Was bleibt in seinem hohen Alter?:
Erinnerung an das, wie er noch jung,
als er beseelt von manchem Herzensfalter,
fiel mit dem in verzückenden Schwung!

Ja ehrlich: Auch die körperliche Liebe hat ihre Zeit,
heute fragt er erst: macht auch der Rücken mit?,
er ist nicht mehr wie früher „allzeit bereit“,
nein, aus der Übung, fast ganz aus dem Tritt.

Also fügt er sich drein und macht so weiter:
Die Tage meist beim Arztbesuch verbringen.
Es nützt kein Weglaufen, drum bleibt er heiter,
alle müssen mal mit dem Altwerden ringen.

Kritisch schaut er in seinen Spiegel rein
und hat den ersten Schock er überwunden,
dann wird ihm klar, älter werden kann erschreckend sein,
also fängt er an, sich zu erfreuen an den verbleibenden Stunden!

Ein tröstender Gedanke, ob mit oder ohne Wein,
lässt ihn wieder ruhiger werden:
Du bist mit den Problemen nicht allein,
anderen ergeht’s genauso auf Erden!

© Gerhard Burmeister 6/2014