Es kam nicht dazu, dass sich Petra und Alex die Doppelhaushälfte, die so ganz seinem Geschmack entsprach, gemeinsam anschauen konnten. Eine Stunde nach der Mittagspause, er arbeitete gerade an einer Balkoneinfassung, klingelte sein Handy. Er erkannte Petras Nummer und nahm den Ruf rasch an. "Alex", hörte er ihre ängstliche Stimme wie im Traum. "Ich hatte Blutungen. Jacqui hat mich ins Krankenhaus St. Michael gefahren. Ich liege auf Station 12, Zimmer 4. Bis 18 Uhr ist Besuchszeit. Kannst du herkommen, Alex? Bitte!", flehte sie ihn an. Er war von Sinnen. "Natürlich, ich komme so schnell ich kann, Petra. Sei tapfer! Es wird alles gut. Paß auf dich auf!" In Gedanken sah er sie heftig nicken. "Bis dann, Alex.", hörte er ihre schwache Stimme. Er konnte es nicht fassen. Weshalb hatte Petra plötzlich Blutungen? Hatte sie sich überanstrengt oder zu schwer gehoben? Würde sie die Babies verlieren? War sie selbst in Gefahr? Er konnte die Gedanken daran nicht ertragen. Er beschloss, seinen Chef zu informieren, dass er aus dringenden privaten Gründen die Arbeit heute früher beenden mußte. Eine knappe halbe Stunde später befand er sich im Krankenhaus. Als er sich beim Pförtner nach Petra erkundigte und einen mißbilligenden Blick von diesem erntete, wurde ihm klar, dass er sich hätte umziehen müssen. Es war unhygienisch, in beschmutzter Arbeitskleidung hier aufzukreuzen. Er versuchte, sich zu entschuldigen. "Es ist ein Notfall. Meine Frau bekommt Zwillinge und hat Blutungen.", stammelte er erregt. Der Pförtner, ein älterer Mann mit graumeliertem Haar nickte verständnisvoll. "Schon gut, mein Junge", und dann erklärte er ihm den Weg. Er bat Alex, sich vorher im Schwesternzimmer zu melden. Alex nahm zwei Stufen auf einmal, als er die Treppen hinaufeilte. Er klopfte am Stationszimmer und eine ältere, schlanke Krankenschwester mit braunem Haar und einer Hakennase öffnete ihm. "Ich muß zu meiner Frau, Petra Kerner. Sie hat Blutungen." Alex stotterte die Worte heraus. Die Schwester legte eine Hand auf seine kräftige Schulter. "Nicht so aufgeregt, junger Mann. Ihrer Frau geht es den Umständen entsprechend gut. Sie ist sehr brav und sehr tapfer." Sie ging voraus und er folgte ihr schnellen Schrittes. Die Schwester öffnete die Tür des Zimmers Nummer 4. "Regen Sie Ihre Frau nicht auf. Ich suche Dr. Busch, den behandelnden Arzt. Sie können dann noch ein paar Worte mit ihm wechseln." Alex nickte und stieß ein verzweifeltes "Danke" hervor. Dann eilte er auf das Bett in der Mitte, in dem er Petra erkannt hatte, zu. Er küsste sie auf die Stirn. "Petra, wie konnte denn das passieren?", fragte er überstürzt. Petra sah ihn an. Dann schlug sie die Augen nieder. "Ich wollte doch nur den Müll zusammentragen, und als ich die Zeitungen gebündelt hatte und sie auf den Flur bringen wollte, spürte ich plötzlich ..." Sie sprach nicht weiter. Sie konnte nicht. Tränen flossen aus ihren Augen. Alex nahm sie in seine starken Arme. Das Schuldgefühl traf ihn wie ein Schock. Er hatte ihr schon seit dem Wochenende versprochen, den Müll wegzubringen. Aber er hatte es nicht getan.
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