Fotoalbum

Dieses Buch, das kann mir sagen
woher ich komm und wer ich bin.
Ich sehe Fotos, aus alten Tagen,
dort such ich meines Lebens Sinn.

Menschen, die ich niemals kannte,
viele Jahre ist es her.
Lang bevor Europa brannte.
Die Meisten leben heut nicht mehr.

Oft, für das Foto, aufgestellt,
mal ernst, mal lächelnd, mal ein Grinsen,
blicken sie in ihre Welt,
direkt in eine Linse.

Ein kleines Kind an Mutters Hand,
der Vater stand, sehr stolz, daneben.
Lies später dann fürs Vaterland
an der Front sein Leben.

Die junge Frau, in Dienstmagdtracht,
putzt der reichen Leute Räume.
Welches Leben hatte sie für sich gedacht?
Was hatte sie für Träume?

Fotos, sorgsam eingeklebt
als Erinnerung der Zeit.
Angebrannt, zerknickt, vergilbt,
Geschichten der Vergangenheit.

In diesem Buch gibt‘s viele Menschen,
dessen Lebensinhalt überleben war.
Sie mussten, stets, um alles kämpfen
was ich, bisher, als selbstverständlich sah.

Die Menschen sehen mir ins Gesicht,
schauen aus der Vergangenheit.
Sie geben mir oft Zuversicht,
in meiner, besseren, Zeit.

© Michael Jörchel

Danke Michael für dein Gedicht. Viele Gedanken, die einem beim Blättern der alten Fotos durch den Kopf schiessen.

Ich denke oft.....was geht es mir im Verhältnis zu so vielen anderen Menschen, Familie und Freunden, doch gut. Wir kennen die harten Kriegszeiten gottseidank vielfach nur aus Erzählungen oder eben aus den Fotos der Alben.

Ich habe ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung und kann mir in bescheidenem Maß auch etwas Luxus leisten. Wir leben wirklich in einer "besseren" Zeit.

Liebe Grüße
Karin

Da gebe ich dir volllkommen recht.
Meine Großeltern haben schon gesagt:
"Wichtig ist: ein Dach über dem, Kopf, etwas zum Essen und zum Anziehen, ein Stück Seife sollte auch noch dabei sein.
Der Rest ist Luxus, den man sich anschaffen kann, wenn die wichtigen Dinge vorhanden sind."

Liebe Grüße und einen schönen 4.Advent
Michael

Lieber Michael,

Dein Gedicht hat mich sehr berührt. Ich liebe diese Fotoalben auch über alles und habe sie selbst noch lange geführt, für uns und für die Kinder, die sie, falls sie mal ausziehen, in ihren Haushalt mitnehmen können, als Erinnerung an ihre Kindheit, so wie das auch meine Eltern für uns gemacht haben. Leider hören die Fotoalben zu einem gewissen Zeitpunkt auf, dann sind die Fotos im Computer. Aber wann schaut man sie sich da schon an? Ein Fotoalbum nehme ich schon öfter mal in die Hand. Ja, manchmal ist die technische Entwicklung traurig, aber wahr....

Liebe Grüsse und so long

Ingrid

danke für diesen Blick ins Fotoalbum,
lieber Michael.
ein sehr nachdenklich stimmendes Gedicht


auch wenn wir keine Kriege hautnah miterleben
müssen, für selbst ein wenig Luxus reicht es auch
heute für einige Menschen nicht mehr

liebe Grüße von einer, die es weiß

Ein sehr interessantes Gedicht, lieber Michael -
und ein sehr einfühlsames Gedicht...

Es sind ja sicher Menschen, die in geraumer Vorzeit deine Wegbereiter waren,
Menschen, die vielleicht sogar in dir weiterleben.
Man sagt ja, dass man alle seine Vorfahren in sich trägt.
Umso interessanter der bewußte Blick in ihre Gesichter
und die Gedanken, die daraus entstehen.

Ich glaube, ich werde auch einmal eines der alten Fotoalben heraussuchen
und mit neuem Blick die Bilder ansehen...
manchmal müssen einem die Horizonte erweitert werden

Solange wir noch Fotos in Alben und vor allen Dingen im Herzen mit uns herumtragen und die Geschichten dieser Menschen erzählen werden sie immer Leben.
Ich denke, wir können viel von unseren Vorfahren lernen denn sie sind das Fundament für unser Leben desshalb finde ich es auch wichtig, was wir den folgenden Generationen, von uns, weitergeben.

Liebe Grüße und besinnliche Weihnachtstage.
Michael