Absortiert

Ausgeräumt. Absortieren. Ich verschlanke mein Leben. Trennung vom Sammelsurium der Jahre.

Das Weggeben lieb gewonnener Dinge fällt schwer. Es ist ein Abschied vor dem Abschied. Nur die liebsten Bücher bleiben. Nur die wertvollsten Briefe hebe ich auf, nur wenige der Fotos. Hinter den Schranktüren wird es leer.

Ich denke zurück.
Erinnerungen bleiben. Keiner wird sie noch mit mir teilen. Keiner wird sie mir nehmen können. Sie sind verankert mit meinem Sein. Sie ruhen in meinem Herzen. Ich schließe die Augen und sie sind da.

Die nächste Generation drängt nach. Sie teilt mit mir die Erde, doch nicht meine Welt.
Das Gestern ist alt geworden, so alt wie ich bin. Es wohnt in mir und lebt mit mir. Es ist den Nachfahren fremd, wird ihnen fremd bleiben.

Die Wege, die ich jetzt gehe, sind einsam und still. Sie tragen nur für mich das Leuchten der früheren Sonne, die mild war und nicht zerstörerisch.

Wohin gehen die, die nach mir kommen?
Welches Leben ist für sie vorbereitet?

Ich habe nicht gut genug vorgesorgt für sie. Welch bittere Erkenntnis in meinen alten Tagen.
Die Kindeskinder sind so verloren auf dem leidenden Planten.

Wie gut hatte es meine Generation.
Doch erst jetzt erkenne ich das.
Und ich bin dankbar dafür.

© Jutta Gornik