Fünfzehntes Adventstürchen

Mit leuchtenden Augen stand Ravi am frühen Morgen vor Nikos Domizil und staunte nicht schlecht, der Schnee ist liegen geblieben und nicht gleich weggetaut. Wie die weiße Pracht bei Oma und Opa auf dem Grundstück. Er lief zum Fenster, um nach zuschauen ob es draußen bei Oma und Opa doch noch mal geschneit hat. Der Raureif malte die Bäume weiß, jedoch kein Neuschnee ist gefallen.
Das Thermometer war vier Grad unter null, wie er von seinem Opa aufgeschnappt hatte. Ravi ging zurück zu Niko nahm sich den Brief und eilte zu Oma, der er direkt in die Arme lief. Sie las ihn diesen vor und Ravi hörte aufmerksam zu.

Oma war noch mitten im Vorlesen, da ertönte ein lautes Fluchen aus dem Schlafzimmer. Opa war dabei in seine Hose zu schlüpfen. Sein linkes Bein war schon durch. Jedoch bekam Opa sein rechtes Bein einfach nicht weiter, obwohl das Hosenbein frei hing. „Was soll das hier?“, rief er so laut, dass es nicht zu überhören war. Oma legte den Brief von Niko zur Seite und lief zu Opa. „Sag mal, was schimpfst du hier wie ein Rohrspatz, was ist denn los?“ Doch da brauchte sie nicht weiter nach fragen und erfasste sofort die Situation. Opa zog die Hose wieder aus und reichte sie Oma: „Schau dir dies Mal an!“ Oma schaute ihn an und musste sich zügeln, um nicht laut loszulachen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf und sagte, so etwas ist mir mein ganzes Leben noch nicht untergekommen. Nun stand auch Ravi dicht neben Oma und beobachtete das Geschehen. Opa, der sich wieder beruhigt hatte, fragte seinen kleinen Enkelsohn „Warst du das?“ und zeigte auf das Hosenbein. Ravi schüttelte den Kopf „Nein, ich kann das doch noch gar nicht“ „Stimmt, bestätigte ihm Oma, das lernst du, wenn du größer bist.“ dabei strich sie ihn sanft. „Das war bestimmt wieder Niko!“, stellte Ravi überzeugend fest. „So ein Lausbub, nur Unsinn in seinem Kopf“, gab Opa zu verstehen.

Zum Glück war das Hosenbein vom Faden schnell befreit und Opa konnte sich seine Hose ungestört endlich anziehen. „Niko, Niko, das machst du bitte nicht noch einmal“, fügte er noch hinzu. Dem war wohl nicht so, denn auch Ravis Hosenbein war von seiner Lieblingshose zugenäht. Nur Oma hatte Glück, bei ihr war alles in Ordnung. Oder sie hat es nur noch nicht entdeckt, wer weiß das schon so genau.

Oma las Ravi den Brief von seinem Wichtel Niko zu Ende. Noch am selben Tag bastelten sie gemeinsam den Schneemann und im Hintergrund lief stimmungsvolle Weihnachtsmusik.



Niko beobachtete all dies aus sicherer Entfernung und hatte pure Freude zuzuschauen, wie sein Plan mit Nadel und Faden aufgenommen wird. Am Abend legte er sich bequem zurück und genoss seinen Wichteltee. Ob er sich was Neues ausdenkt, erfahrt ihr vielleicht morgen.


© Petra-Josephine