Schnee

Wann wird heuer der erste Schnee fallen, überlege ich und wundere mich sogleich über diesen Gedanken, denn die Oktobersonne scheint kräftig. Für die Jahreszeit ist es sehr mild.

In ein paar Tagen ist Allerheiligen.

Als wir an diesem Tag früher ans Grab gingen, wie es Brauch ist, fielen oft dicke Schneeflocken, und es war bereits kalt. Reiste meine Oma etwas später zu meinem Geburtstag an, war bei ihrer Ankunft in unserer Wohnung ihr dicker, schwarzer Wintermantel mit Schneeflocken dicht betupft.

Wird es noch in diesem Jahr bei uns Schnee geben? Oder erst Anfang des neuen Jahres? Oder wird es gar keinen Schnee geben?

Ich erinnere mich noch an Winter, an denen es tüchtig schneite. Oft, und es lag dann so viel Schnee, dass er an den Straßenrädern zusammengeschoben und zu einer Mauer getürmt wurde. Fußgänger mussten darin nach einer Lücke suchen, um die Fahrbahn zu überqueren. Anfangs war der Schnee dort blütenweiß, doch mit der Zeit verschmutzte und verharschte er und wurde unansehnlich. Über lange Zeit gab es regelmäßig Schneefall. Uns Kinder zur Freude, denn jeden Tag ging es mit dem Schlitten hinaus zum Rodeln.

Manchmal lag Schnee bis in den April hinein. Wenn die stärker werdende Sonne ihn endlich wegschmolz, konnten wir sicher sein, dass nun ganz schnell der Frühling kommen würde.

Ich denke über Weihnachtsgeschenke nach. Es ist höchste Zeit dafür. Aber ich will nicht recht in Stimmung kommen. Die Temperatur und der Sonnenschein passen nicht dazu.

Irgendwie ist Unordnung auf der Erde, kommt es mir in den Sinn und ich beschließe, jetzt lieber durch den Sonnenschein zu spazieren.

© Jutta Gornik