Ein Sommernachmittag 1980

Es ist der ganze Sommer heuer
Verhunzt, verkorkst ganz ungeheuer.
Seit Siebenschläfer, diesem Nassen,
traut man sich nicht mehr auf die Gassen.
Gerne ging ich mal zum Baden,
würd’ mich die Sonn’ dazu einladen.
Doch bleib’ ich lieber jetzt zu Haus
und hole meine Fotos raus.
Denn es ist mir eine Freude,
seh’ ich die alten Bilder heute.

Wie ich mit Waden, dicken, runden,
und vollen Backen, den gesunden,
ohne Sorgen, ohne Weh
in die Kamera rein seh’.
Wie der Eltern Schlankfiguren
noch nicht tragen Altersspuren.
Wie Schwestern, Mama und Papa
schön vereint hier stehen da.
Da denk’ ich nun wie schön sie war,
die Jugendzeit so manches Jahr.

Da war der Sommer auch noch einer,
und nicht wie heute ganz im Eimer.
Womit ich wieder beim Wetter bin,
man kommt ja einfach nicht umhin,
denn es ist ein wahrer Graus,
schaut man aus dem Fenster raus.
Das Album wird von mir geschlossen,
weil ich jetzt bin schon sehr verdrossen.

Ich leg’ mich auf das Sofa hin,
und lass’ im Geist die Sonne ziehn
über’n Himmel, blau und klar,
wie’s in den Kindheitstagen war
und wünsch mir für die nächsten Jahre,
dass die Sonne dann nicht spare,
dass sich mein lieber Junge freut
an der schönen Sommerzeit.

© Roland Rothfuß

Und mein Wunsch wurde dann auch erfüllt, auch für meinen Enkel