Amtsleben

Vor vielen, langen Jahren
hat der Mensch, weil unerfahren
das eigene Denken schnell verbannt
denn dafür schuf er sich ein Amt.

Kommt ein Säugling auf die Erde
erhält er ab der ersten Stunde
damit auch dies belegbar werde
vom Amt eine Geburtsurkunde.

Mit dieser wird ganz ungeziert
das Erdendasein attestiert.
Woher das kleine Menschlein stammt
als Protokoll beim Meldeamt.

Den Werdegang jetzt insgesamt
bestimmt von nun ab stets ein Amt.
Und fortan, von der Stirne heiß
rinnt kümmerlich Beamtenschweiß.

Ein Amt hilft Schüler arg zu quälen
wenn‘s gilt die Schulart auszuwählen.
Klappts in der Schule nicht, ist hin das Image insgesamt
dann kümmert sich das Jugendamt.

Hat man später mit Geschick
sich versucht im Liebesglück
bleibt für die Meisten offenbar
nur der Weg zum Traualtar.

Und dafür gibt‘s, wir können‘s uns denken
das Standesamt zum Ringe schenken.
Ein Chor singt fromme Hochzeitslieder
doch weil auch tiefste Liebe bricht
sieht man sich manchmal ganz schnell wieder
vorm Kadi auf dem Amtsgericht.

Läßt man den Hund im Freien kacken
schon sitzt das Ordnungsamt im Nacken.
Das meldet sich auch ungefragt
wenn‘s Auto irgendwo falsch parkt.

Weder um‘s Lernen, noch Romanzen
geht‘s beim Amt für die Finanzen.
Dies versucht mit dunklen Töpfen
den braven Bürger arg zu schröpfen.
Und bei all dem munteren Treiben
wird genügend für Pensionen bleiben.

Ich könnt‘ die Leserschaft stark quälen
Ämter bis ultimo aufzählen
doch wird die Zeit mir dafür knapp
zum Arbeitsamt setz ich mich ab.

Mein Job ist weg und rauh die Welt
vom Amt gibts jetzt ein bißchen Geld.
Das reicht zum Leben nicht und Sterben
doch ich bin klug, werd‘ mich direkt beim Amt bewerben.

Hier kann ich dann in aller Frieden
von der Menschheit abgeschieden
jenseits von Schlecht und Schön
meiner Pension entgegen sehn.

© Hartmut Otto