„Gut, dass ich sie treffe, Frau Kramer“, sagte Amelie zu der Frau mit dem Dutt auf dem Kopf, „ich habe eine große Bitte. Könnten sie vielleicht übermorgen für zwei Stunden auf Jens aufpassen. Ich habe ein Vorstellungsgespräch.“ Die beiden Frauen standen am Postkasten. Andere Bewohner des Hauses waren hinzugekommen.
„Ach, Amelie, das tut mir jetzt aber leid!“, übermorgen kommt mein Sohn zu Besuch. Da habe ich leider gar keine Zeit.“ Amelie schaute der netten Nachbarin betroffen in die Augen. Darin war ein seltsames Flackern, und im Bruchteil einer Sekunde wurde der jungen Mutter klar: Frau Kramer hatte gelogen. Mehr als die Tatsache, nun in einer verzwickten Lage zu stecken, traf Amelie der Schmerz darüber, hintergangen worden zu sein. Was mochte Frau Kramer angetrieben haben? Sie war doch bislang immer ehrlich und hilfsbereit gewesen. Die junge Frau konnte keine Erklärung finden und betrat sinnend den Fahrstuhl. Schon wollten sich die Türen schließen, da drängte noch ein Mitbewohner herein. Es war ein älterer Herr, der im obersten Stock wohnte. Er galt als Hagestolz. Selten sprach er mit jemandem. Es wurde erzählt, er säße nur in seinen alten Büchern. An Menschen hätte er kein Interesse.
„Zufällig habe ich ihr Gespräch mit angehört“, wandte sich der Mann an Amelie. „Ich weiß nicht, ob sie mir ihr Vertrauen schenken wollen. Ich biete ihnen an, mich um ihren Jungen zu kümmern, damit sie den wichtigen Termin wahrnehmen können. Amelie war sprachlos. Sie blickte ihr Gegenüber fassungslos an. Die großen, braunen Augen des Mannes waren in Offenheit auf sie gerichtet. Es war keine überlegte Handlung, es war intuitiv, als sie antwortete: „Das ist ja wunderbar!“ Der Hagestolz schlug vor, dass sie und Jens ihn noch am selben Nachmittag besuchen sollten, um einander näher kennen zu lernen. So geschah es. Es war der Anfang einer Freundschaft.
#3 | RE: Der Termin
27.10.2017 20:20 (zuletzt bearbeitet: 27.10.2017 22:11)
Greta Hennen
(
gelöscht
)
Ja, so kann man sich in einem Menschen täuschen. Man sollte nicht auf Gerede hören, sondern sich lieber immer unvoreingenommen sein eigenes Bild machen. Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, liebe Jutta.
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