Über dem Rhein

Weit unten glitzert des Flusses Band,
zieht eiliges Wasser im beengten
Bett quirlig gurgelnd dahin unter
den bewundernden Augen des frühen
Wanderers auf dem steilen Hang
darüber, auf dem die Weinstöcke
in dichten Reihen sich steil
hinauf drängen zu dem Plateau,
auf dem eine mächtige
Burg steht mit von der Zeit
gedunkelten Türmen und Zinnen,
einst Sitz eines Rittergeschlechts.

Prall und schwer hängen
unter dem grünen Dach aus
großen, gezackten Blättern
dicht die Reben mit ihren
prallen, hellen Trauben,
reifen in der lieblichen Wärme
der hellen Morgensonne
ihrer Vollendung entgegen.

Bald werden die stillen Hänge
erfüllt sein von Menschen
und Gerätschaften, wird
Lärm über die steinigen
Pfade ziehen wie die
Weinbergschnecken
in der Beschaulichkeit
dieses Morgens.

Der Fluss unten wird sich unbeirrt
allen Treibens strudelnd seinen
Weg bahnen über Klippen und
und Gesteinbrocken hinweg
wie seit Urzeiten und wird
bald schon den steil ins
Wasser abfallenden
Loreleyfelsen umfluten.

© Jutta Gornik