Spanische Impressionen

Es war im Süden Spaniens. Unsere Reisegruppe hatte sich pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt in der Hotelhalle eingefunden. Wir wollten ausreiten. Die Pferde waren in einem unweit gelegenen Reiterhof bestellt worden. Nachdem die erste halbe Stunde fast verstrichen war, erkundigte sich einer von uns an der Rezeption, wann es wohl losgehe. Der Mann hinter dem Tresen winkte genervt ab. Wir sollten nicht ungeduldig sein. Auch die zweite halbe Stunde war beinahe vorüber, ohne dass sich auch nur ein einziges Pferd sehen ließ. Da begab sich abermals jemand aus der Gruppe zur Rezeption. Er verhandelte wortreich mit dem Mann hinter dem Tresen, der nun zum Telefonhörer griff und ein sehr kurzes Gespräch führte. Die Antwort, die uns dann von unserem Wortführer überbrachte, war ebenso kurz: Die Pferde hätten jetzt Siesta.

Drei Tage später gab es an der größten Kreuzung in Mijas eine weitere Lektion. Zu einer Ausfahrt durch Ort und Umland waren wir in leichten Kutschen platziert worden. Als Zugtiere dienten Esel. Mitten auf der Hauptkreuzung des Orts blieb eines der Tiere ohne ersichtlichen Grund stehen. Das verursachte sofort Staus in allen Richtungen. Während der Führer des Esels versuchte, sein bockendes Grautier zum Weitergehen zu bewegen, erschienen Polizei und Schaulustige. Alles half nichts. Der Esel musste abgespannt, die Kutsche geräumt und zur Seite geschoben werden. Danach trottete der Graue sofort in seinen Stall. Dies geschah zu der Zeit, da der Esel üblicherweise Feierabend hatte.

© Jutta Gornik

Liebe Jutta,

herrlich kluge Tiere. Die halten nix vom Sklavenmanagement. Wunderschöne Geschichte.

LG Gabriele

Hallo Jutta,

schön geschriebene Kurzimpression, wusste gar nicht, dass Du auch mal geritten bist. Ja, ja diese schönen Länder, aber mit Arbeit haben die nur das am Hut, was dort Brauch ist. Alle südlichen Länder sind so, Italien, Spanien, Tunesien, Kanaren, bei denen ist Siesta lange wie der Teufel und nur ja nicht dann wenn wir auch mal ruhen würden. Die Tiere sind schlau, die passen sich Ihren Meistern an und wenn ein Esel nicht mehr will, dann kannste machen, was de willst, der denkt dann nur: "Blos doch Du mir i d'Schueh".