Was, schon wieder Weihnachten?

Alle Jahre wieder ereilt die Nation ein unausweichliches Schicksal. Das Weihnachtsfest. Es naht mit Riesenschritten wie ein nicht angesagter Wirbelsturm und stürzt ein ganzes Volk in den Aufschrei: Was, schon wieder Weihnachten?! War denn nicht gerade erst Sommer? Weihnachten, na so was! Trotz Kalender scheinen irgendwie viele damit nicht zu rechnen. Selbst die Heerscharen süßer Nikoläuse, die einzumarschieren beginnen, da gerade die Freibäder schließen, können das Weihnachtsyndrom nicht verhindern. Der Beginn frühzeitiger Weihnachtsmärkte gaukelt zudem vor, dass es bis Weihnachten noch lange hin sei. Dann ist es völlig überraschend Mitte Dezember. Herrje, gleich schon Weihnachten. Und noch keine Geschenke, nicht mal eine Idee für Geschenke! Dies ist der Punkt, da landesweit Panik ausbricht, denn außer Geschenken fordert Weihnachten auch noch andere Erledigungen und Planungen. Ein Volk gerät hektisch in Aktivität. Ihr fällt viel vorweihnachtliche Muße und Gemütlichkeit zum Opfer. Stattdessen dominiert Stress. Selbst die als Erleichterung gedachten Wunschzettel der lieben Kleinen machen die Sache eher schlimmer, weil die kindlichen Bestellscheine den Eltern auf der Suche nach den erwünschten Gaben nicht nur den letzten Nerv rauben, sondern auch den letzten Cent. Trotz alledem wird es - oh Wunder! - jedes Jahr wieder pünktlich Weihnachten. Und irgendwie werden auch alle fertig. Nur, viele sind dann auch fertig. Aber zum Erholen gibt es ja die Feiertage. Dank sei dem Christkind!

© Jutta Gornik