Glück auf Zeit 492

Als Kalle erwachte, schien sich die ganze Welt um ihn zu drehen. Er war schon häufig mit einem Kater aufgewacht, aber das hatte er noch nicht erlebt. Nicht nur sein Kopf schmerzte, sein Gesicht brannte und sein ganzer Körper tat weh. Als hätte ihm jemand sämtliche Rippen gebrochen, dabei konnte er sich an keinen Kampf erinnern. Und Muskelkater vom Bowling sollte sich nicht so schmerzhaft anfühlen.
Kalle sah sich vorsichtig um. Er lag in einem Zimmer mit weißen Wänden in einem hohen Metallbett. Er hörte ein ständiges Piepsen und Ticken, so als würde seine Zeit langsam ablaufen. Er blickte nach hinten und gewahrte einen Computer mit diversen Kurven, die er nicht orten konnte. Er tastete seinen Körper vorsichtig ab. Sein Brustkorb war hart und undurchdringlich. Auf seinem Gesicht nahm er Verbände war. Einer verdeckte sein linkes Auge zur Hälfte, so dass er schlecht sehen konnte.
Auch sein Hals fühlte sich steif an. Er war eingegipst. Und dann sah er ein grelles Licht vor Augen. Kalle schrie auf. Wahrscheinlich hatte er das auch getan, als das Auto auf der Gegenfahrbahn frontal auf sie zugerast kam.
Eine Schwester eilte in sein Zimmer. Sie war jung und hübsch, doch das registrierte er nicht. Er war ins Koma zurückgefallen. Die junge Frau streichelte sein Gesicht, doch er zeigte keine Reaktion mehr.


© Ingrid Hartung