Glück auf Zeit 482


Kalle hatte es letztendlich doch nicht ausgehalten. Er konnte Carmen nicht einfach vergessen, nicht nach dem, was zwischen ihnen geschehen war. Er hatte sie auf ihrem Handy angerufen, an einem Samstagabend, sechs Wochen nach ihrem Treffen in der Fränkischen Schweiz.
"Ich wollte auf mein unmoralisches Angebot, wie du es bezeichnet hast, zurückkommen. Mit anderen Worten, ich muss dich sehen, Carmen." Er hörte wie sie seufzte. "Kalle, vergiss es. Ich werde Markus heiraten, und du hast mir versprochen, in diesem Fall aus meinem Leben zu verschwinden. Und das ist, glaube ich, die beste Lösung. Das mit uns funktioniert einfach nicht."
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte sich selbst eine Grube gegraben. 'Wenn du ihn heiratest, verschwinde ich aus deinem Leben.', hatte er gesagt. "Hat dir unser Wochenende in der Fränkischen Schweiz nichts bedeutet?", fragte er benommen. "Es war schön, Kalle, aber es gehört der Vergangenheit an. Wir haben uns beide verändert. Und ich habe mich für Markus entschieden."
Kalle war verletzt, in seiner Eitelkeit gekränkt. Sie wollte ihn nicht mehr. Dabei war er so sicher gewesen, sie erobert zu haben. Was hatte dieser Bayern-Depp an sich, dass sie ihn vorzog? Er konnte es mit diesem Typen nicht aufnehmen. Sicher, Markus sah gut aus, aber er war auch nicht hässlich. Das entscheidende Kriterium war wahrscheinlich, dass der Bayern-Depp 5 Jahre älter war als er.
"Ich habe verstanden.", sagte Kalle. "Hoffentlich bereust du deine Entscheidung nicht." Dann legte er auf und beschloss, sich bis zur Bewusstlosigkeit zu betrinken.

© Ingrid Hartung