Ein Vogel singt im Apfelbaum

Sinnend geht er in das Haus,
wo einst sein Leben lag.
Düster ist es hier, und drauß
steht hell der Tag.

Im großen Speisezimmer
sieht er bei dem Mahle
die Familie dort wie immer.
Dies Bild sah er ungezählte Male.

Die Standuhr schlägt die zwölfte Stunde.
Es klingt getragen, klingt nach Sicherheit.
Der Vater schaut ernst in die Runde,
steht auf und sagt: Es ist soweit.

Die Mutter geht mit ihm – so stumm.
Und Schweigen füllt den Raum.
Der Vater dreht sich noch mal um.
Ein Vogel singt im Apfelbaum.

Er sieht die Tränen seiner Lieben
Da werden seine Augen nass.
Der Vater ist im Krieg geblieben.
Die Mutter sieht er - totenblass.

Auf fahle Wände fällt sein Blick,
wo einst der Ahnen Bilder waren.
Keines ließ die Zeit zurück
in den enteilten Jahren.

Nun geht er durch den Garten, weit
bis zu der Blumenwiese Rand,
wo an einen Baum vor langer Zeit
der Vater eine Schaukel band.

Die alte Schaukel schwingt
wie stets in seinem Traum.
Und in die Stille singt
ein Vogel in dem Apfelbaum.

© Jutta Gornik

Liebe Jutta,

hast du diese düsteren Erinnerungen selber durchlebt? Wie glücklich kann ich mich schätzen, niemals in solch einer Lage gewesen zu sein. Krieg kenne ich nur aus den Erzählungen meines Vaters. Die Erinnerung daran ließ ihn Zeit seines Lebens nicht los.

Lieben Gruß von Sabine

Nein, liebe Sabine, es gibt keinen autobiographischen Bezug. Liebe Grüße Jutta

Liebe Jutta das berührt mich sehr.

(Auf fahle(n=zuviel)Wände besser (trifft sein Blick)
sonst (über Wände streift)

LG Heike

Liebe Jutta,

das sind sehr berührende Zeilen, die zu Herzen gehen.

Liebe Grüße von Sabine

Liebe Jutta,

Dein Gedicht ist tragisch aber wunderbar poetisch.

Liebe Grüße
Carola