Glück auf Zeit 472


Markus brauchte nicht lange, um Carmen zu überreden, dass sie wieder in sein Appartement zog, zumindest auf Probe. Sie tat das jedoch nur unter einer Bedingung. Sie würden das Wochenende gemeinsam nutzen, um die Wohnung in Ordnung zu bringen.
Markus gefiel diese Idee nicht besonders, zumal er den Samstag eigentlich auf den Golfplatz gehen wollte. Aber er willigte ein, weil er Carmen bei sich haben wollte und auch einsah, dass es dringend notwendig war aufzuräumen und sauber zu machen. Carmen hatte daraufhin in Aussicht gestellt, dass er am Sonntag Golfspielen konnte, wenn sie am Samstag alles geschafft hatten.
"Willst du denn nicht mitkommen, Schatz?", fragte er sie, an ihren Zöpfen spielend. "Nein, Golf ist nicht so mein Ding. Das weißt du doch.", entgegnete sie. "Ich werde unzählige Wochenenden meines Lebens auf dem Golfplatz verbringen. Das ist dir hoffentlich klar, Schatz." Carmen fuhr fort, ihre Tasche zu packen. "Ich weiß, aber mach dir keine Sorgen. Ich werde mir die Zeit schon vertreiben."
Es mißfiel ihm, dass Carmen sich so gar nicht mit dem Golfsport anfreunden wollte. Es gehörte einfach zum guten Ton, Mitglied im Golfclub zu sein. "Wenn du meine Frau bist, solltest du mich aber schon begleiten.", forderte er streng. "Ich zwinge dich doch auch nicht, mit mir auf Literaturlesungen zu gehen, nur weil es mich interessiert.", erwiderte sie gereizt. "Das ist etwas anderes. Beim Golfspielen geht es um Prestige und Anerkennung. Jeder, der was auf sich hält, spielt hier Golf."
Carmen wurde ärgerlich. Genau das war der Grund, weshalb sie den Golfsport und die Leute, die ihn so begeistert betrieben, hasste. Jeder wollte der Beste sein und den Anderen übertrumpfen. Jeder musste zeigen, wieviel Geld er besaß und sich mit der teuersten Markenware einkleiden. Am Tresen floss hauptsächlich Champagner und auf dem Parkplatz standen nur Elitewagen.
Markus passte ganz gut in dieses Schema, aber sie wollte unter keinen Umständen zu diesen oberflächlichen Leuten gehören. "Du tust ja gerade so, als müsste man unbedingt Golf spielen, um etwas darzustellen.", sagte sie bissig. Er nickte. "Du hast es erfasst. Genauso ist es!"
Carmen packte ihre Sachen wieder aus der Reisetasche heraus. Er registrierte es mit Schrecken. "Je, Schatz, was soll das denn jetzt?" Er legte einen Arm auf ihre Schulter, um sie zu stoppen. "Meinst du, ich ziehe bei dir ein, um mich mit dir wegen deinem Scheiß-Golfkoller zu streiten?"
Markus konnte nicht umhin zu lächeln. "Hat dir schon mal jemand gesagt, wie süß du bist, wenn du wütend wirst?" Er zog sie an sich heran und küsste sie ungestüm. Sie versuchte erst gar nicht, sich dagegen zu wehren.

© Ingrid Hartung