Carmen war am späten Montagabend in ihrer Wohnung angekommen. Sie hatte sich von Kalle noch überreden lassen, gemeinsam mit ihm in einem Restaurant Mittag zu essen. Es war sehr nett gewesen. Er schien ihre Gesellschaft zu genießen, und sie staunte nicht schlecht, wie umgänglich er geworden war. Anscheinend hatte sein Aufenthalt im Libanon seinen Horizont und seine Umgangsformen wesentlich erweitert, obwohl er es vermieden hatte, darüber zu sprechen. Sie unterhielten sich wie gute Freunde, sie lachten gemeinsam und ließen sich das Essen schmecken. Erst beim Abschied, als er sie zärtlich umarmte und küsste, glaubte sie, Tränen in seinen Augen zu sehen. "Pass gut auf dich auf, Carmen und vergiss nicht, auf meine Briefe zu antworten.", hatte er gesagt und seine Stimme hatte einen verzweifelten Unterton. Er wünschte ihr noch eine gute Fahrt, ehe er verschwand. Doch dieser Wunsch sollte sich nicht erfüllen. Carmen hatte fast 7 Stunden für die Rückfahrt gebraucht und dabei viel länger über das Wochenende nachdenken können, als es ihr lieb war. Obwohl sie sich insgesamt recht wohl fühlte, weil sie sich ihrer Schwester anvertraut und ihre Meinung über Alex geändert hatte, machte ihr das Verhältnis zu Kalle zu schaffen. Sie hatten sich versöhnt, sie hasste ihn im Grunde Ihres Herzens nicht mehr. Und er schien nicht nachtragend zu sein. Doch sie ahnte insgeheim, dass es mit ihrer Freundschaft Probleme geben würde, weil er sie immer noch liebte. Vermutlich hatte er nie aufgehört, sie zu lieben. Es war ein Fehler gewesen, mit ihm zu schlafen, so sehr es ihr auch gefallen hatte. Sie hätte hart bleiben sollen, zumal für sie bereits klar war, dass sie zu Markus zurückkehren würde. Er war der Mann, den sie wirklich liebte. Kalle hatte letztendlich recht. Sie hatte ihn benutzt, um sich an Markus zu rächen. Und sie wusste noch nicht einmal, ob sie Markus überhaupt gestehen sollte, dass sie Kalle getroffen hatte und was zwischen ihnen geschehen war. Sie entschied sich dafür, abzuwarten, wie die nächste Begegnung zwischen ihr und Markus verlaufen würde. Vielleicht hatte er heute bereits wieder versucht, sie von der Bücherei abzuholen und nachdem er erfahren hatte, dass sie noch einen Tag auf Urlaub war, würde er bestimmt mißtrauisch und wütend sein. Carmen las noch zwei Kapitel in ihrem Buch und trank ein Glas Rotwein, um auf andere Gedanken zu kommen und besser einschlafenzu können. Doch es gelang ihr nicht. Als sie die Nachttischlampe ausgeknipst hatte, sah sie ständig Kalles flehenden Blick vor sich, und sie hörte seine verzweifelte Stimme, als er sagte, dass sie gut auf sich aufpassen solle und nicht vergessen dürfe, seine Briefe zu beantworten. Wahrscheinlich saß er jetzt in einem Flugzeug auf der Flucht nach seinem Leben in Deutschland. Ob er auch an sie denken musste?
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