Glück auf Zeit 345


Zunächst war Markus nicht sicher, ob die Idee, dass Carmen bei ihm einzog, sonderlich klug gewesen war. Wenn Tina unverhofft in seiner Wohnung auftauchte, hatte er verdammt schlechte Karten. Doch er war etwas beruhigt, als er am nächsten Morgen erfuhr, dass Tina überraschend gekündigt hatte und nach Italien abgereist war. Vielleicht war siedoch zur Vernunft gekommen und wollte ihrem Mario das Kind unterjubeln, vorausgesetzt, sie war überhaupt schwanger. Markus war es egal. Er wußte nur, dass er sich kein Kind anhängen lassen würde, nicht von Tina, die esoffensichtlich mit vielen Männern getrieben hatte. Er war froh, sie los zu sein und im Nachhinein fragte er sich, wieso er sich auf sie eingelassen hatte. Er war doch mit Carmen liiert und liebte sie aufrichtig. Er hoffte, nie wieder etwas von Tina zu hören, nachdem sie in seinen Augen verrückt geworden war.
Was ihn betraf, so ging es ihm richtig gut, seit Carmen bei ihm eingezogen war. Sie stand eine halbe Stunde früher auf als er, um ihm Brote für die Arbeit zu schmieren. Wenn sie ihn geweckt hatte, kuschelten sie meist noch miteinander, bis er richtig wach war. Der Kaffee war bereits gekocht. Und wenn er abends aus dem Autohaus nach Hause kam, war der Tisch für das Abendessen bereits gedeckt, insofern Carmen bereits daheim war. Sie verwöhnte ihn, und er fragte sich ernsthaft, warum er sie erst auf Stinau einquartiert hatte, statt sie gleich bei sich wohnen zu lassen. Er hatte keinen Trödel mehr mit der Wäsche. Sie wusch seine Sachen. Sie bügelte seine Hemden, und die Wohnung war stets ordentlich und sauber.
Es gab freilich auch einige negative Aspekte. Sie mochte den Zigarrenrauch nicht, und er mußte auf dem Balkon rauchen, weil sie sich weigerte, in dem Qualm zu schlafen. Er hätte sich nie träumen lassen, dass ein achtzehnjähriges Mädchen so fürsorglich sein konnte. Aber vielleicht waren Mädchen eben anders. Anne hatte Seb ja auch nach Strich und Faden verwöhnt.
Carmen freute sich auf das nächste Wochenende, da sie Petra und Alex besuchen wollten. Petra hatte sie angeblich eingeladen. Er war eher skeptisch, doch er hatte versprochen, sie zu begleiten. Und er wollte sie nicht enttäuschen. Das hatte sie nicht verdient.

© Ingrid Hartung