Petra wußte, dass Alex zu trinken begonnen hatte. Seine Küsse schmeckten ständig nach Mundwasser, und sie fragte sich ernsthaft, ob er schon getrunken hatte, wenn er sie besuchte. Gestern, als sein Atem besonders alkoholisiert roch, hatte sie ihn gefragt, ob er denn mit dem Auto da wäre. Er hatte nachsichtig gelächelt und gemeint. "Ich bin natürlich zu Fuß. Wenn ich mir schon einen Whisky genehmigt habe, lasse ich das Auto selbstverständlich stehen." Heute Nachmittag, als als Stefan und Astrid sie besuchten, hatte ihr Bruder ganz nebenbei erwähnt, dass er gestern Abend noch mit Alex in dessen Opel zum Fußballtraining der C-Jugend gefahren war, die Alex nach wie vor betreute. Alex hatte sie angelogen. Soweit war es also schon gekommen. Sicher war er auch mit dem Auto im Krankenhaus gewesen. Ihr war klar, dass Alex bereits mehr trank, als gut für ihn war. Sie verstand ja, dass er sich allein gelassen fühlte. Und wahrscheinlich hatte er auch Schuldgefühle und Angst, es könnte doch noch etwas schiefgehen. War er sich überhaupt der vollen Verantwortung, die er als Vater tragen mußte, bewußt? Oder war er sich darüber klar geworden und flüchtete deshalb in den Alkohol? Sie hätte gern mit ihm über das Problem gesprochen, aber sie wagte nicht, es in diesem Krankenzimmer anzusprechen. Er würde sich nur noch mehr vor ihr verschließen. Sie hoffte mit aller Kraft, dass sie bald nach Hause entlassen werden konnte, um bei Alex zu sein, ehe dessen Talfahrt weiterging, und er sich restlos dem Alkohol verschrieben hatte. Sie konnte und wollte seinem Verfall nicht mehr tatenlos zusehen. Es tat ihr weh, wenn sie sah, wie seine Hand zitterte, wenn er ihr Tee aus der Thermoskanne nachschenkte. Seine Augen waren oft rotgeädert und die Ränder unter ihnen wurden immer dunkler. Besonders in der letzten Woche, seit er wieder arbeitete und Kalle zurück zu seiner Einheit gefahren war, hatte Alex abgebaut. Manchmal fragte sie sich, wie er den Arbeitstag überhaupt durchstand. Ihr Vater hatte sich bei seinem letzten Besuch auch etwas zweideutig geäußert. Er meinte, er könne zwar verstehen, dass Alex die ganze Situation sehr viel abverlangte, aber das wäre noch lange kein Grund, zweimal in der Woche zu spät auf Arbeit zu erscheinen. Petra hatte nicht weiter nachgefragt, aber dass Alex, der ja bereits eine Abmahnung erhalten hatte, seinen Job leichtfertig aufs Spiel setzte, erschreckte sie gewaltig. Ihre Mutter, die ohnehin kein gutes Stück an Alex ließ, hatte nur geringschätzig gemeint, Alex würde aussehen, als ob er sich in irgendwelchen Bordells die Nächte um die Ohren schlug. Petra ging nicht auf die gehässige Bemerkung ihrer Mutter ein. Wenn sie etwas mit Bestimmtheit behaupten konnte, dann war es die Tatsache, dass Alex sie nicht betrog. Sie spürte, dass er allmählich den Boden unter den Füßen zu verlieren begann, aber sie wußte mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er ihr treu blieb, und das schätzte sie an ihm. Alles Andere würde wieder in Ordnung kommen, sobald sie bei ihm sein konnte. Deshalb setzte sie alles daran, so schnell wie möglich das Krankenhaus verlassen zu können. Und wenn sie großes Glück hatte, meinte der Arzt, konnte sie in knapp drei Wochen wieder zu Hause sein. Sie konnte es kaum mehr erwarten.
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