Carmen hatte Markus seit einer Woche nicht mehr gesehen. An jenem Abend, an dem sie erfahren hatte, dass Petra im Krankenhaus lag, war er kurz nach Mitternacht heimgefahren. Carmen hatte viel geweint. Markus saß schweigend neben ihr und wußte nicht, wie er auf ihren Gefühlsausbruch reagieren sollte. Sie hatten eine Flasche Rotwein getrunken, und Carmen hatte gehofft, dass er bei ihr auf Stinau übernachten würde. Doch das tat er nicht. Und auch die nächsten Tage ließ er sich nicht bei ihr blicken. Am Mittwochabend rief er sie an und fragte, wie es Petra ging. Carmen meinte, sie läge nach wie vor im Krankenhaus, und es tat ihr leid, dass sie auch am Wochenende nicht nach Leipzig fahren konnte, weil wieder zwei Veranstaltungen in der Bücherei auf dem Programm standen, die sie vorbereiten und auch durchführen mußte. "Du mußt wissen, was für dich wichtig ist.", hatte Markus gesagt. Am liebsten hätte sie erwidert, dass er das Wichtigste in ihrem Leben sei, doch eine innere Scheu hielt sie davon ab. Er war in letzter Zeit so distanziert. Aber weshalb? "Markus, können wir uns nicht morgen Abend treffen?", fragte sie stattdessen. "Du bist doch diejenige, die nie Zeit hat." Seine Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll. "Markus bitte, die Literaturtage sind nächste Woche zu Ende. Und morgen Abend habe ich frei. Ich muß mit dir reden. Ich habe das Gefühl, dass wir uns immer weiter voneinander entfernen, und das halte ich einfach nicht aus." Wider Willen war sie den Tränen nahe. "Ich hole dich morgen 20 Uhr von der Bücherei ab. Aber du solltest pünktlich sein.", mahnte er. Natürlich wollte sie ihn nicht wieder warten lassen. Wahrscheinlich war er deshalb immer noch sehr gekränkt. Als sie den Hörer aufgelegt hatte, wählte sie Alex' Nummer, um zu erfahren, wie es Petra ging. Das Telefon klingelte, doch keiner nahm ab. Seit drei Tagen versuchte sie, Alex abends zu erreichen. Doch er war nie zu Hause. Im Krankenhaus konnte er auch nicht sein, denn die Besuchszeit endete bereits 18 Uhr. Was hatte das zu bedeuten? Wo trieb sich Alex herum? Sie wählte die Nummer von Petras Handy. Doch es war ausgeschalten. Vielleicht sollte sie in ihrem Elternhaus anrufen. Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Ihre Mutter würde erneut über Alex herziehen, und das wollte sie sich jetzt nicht anhören. Sie beschloss so bald als möglich nach Leipzig zu fahren und ihre Schwester im Krankenhaus zu besuchen. Es war schon spät, doch sie konnte sich nicht vorstellen, schlafen zu können. Sie zündete sich eine Kerze an, holte einen Block und einen Stift aus dem Nachttischschrank, und begann, ein Gedicht zu schreiben. Vielleicht war das ja ihre Bestimmung.
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