Als das Telefon klingelte, erschrak Alex. Zumindest am Abend, wenn er zu Hause war, rief selten jemand an. Daher war sein erster Gedanke, dass Petra etwas zugestoßen war. Beunruhigt ergriff er den Hörer. "Kerner, guten Abend." Seine Stimme klang gereizt. Er hörte die gelassene Antwort am anderen Ende der Leitung. "Hier ist Jürgen Wehners." Alex konterte sofort. "Es tut mir leid, ihre Tochter arbeitet noch in der Apotheke." Doch auch er wurde unterbrochen. "Ich wollte mit dir sprechen, Alex. Ich wollte dich um etwas bitten." Alex rechnete fest damit, dass ihn sein Schwiegervater ebenfalls maßregeln wollte. Am liebsten hätte er aufgelegt. Stattdessen fingerte er nach seinem Whiskyglas und kippte es hinunter. "Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht am Wochenende Zeit hast. Meine Frau ist mit Daniel und seiner Fußballmannschaft bei einem Hallenturnier in Dresden. Sie hat bald Geburtstag, und Stefan und ich, wir haben uns überlegt, dass wir als Überraschung die Wohnung etwas schöner gestalten wollen. Die Küche und der Flur müßten auf jeden Fall frisch gestrichen werden. Ich wollte einfach nur ganz unverbindlich anfragen, ob du uns dabei helfen würdest." Alex war erleichtert. "Natürlich, sehr gern.", erwiderte er. "Besprich alles in Ruhe mit Petra, vielleicht kann sie ja bei euch für uns etwas zum Essen kochen, wenn unsere Küche nicht benutzbar ist.", hörte er seinen Schwiegervater sagen. "Ja, ja natürlich. Das geht bestimmt.", brummelte Alex. Er war nicht derjenige, der ihr Eheleben organisierte, deshalb fühlte er sich etwas verunsichert. "Petra wird dich morgen anrufen, wenn wir einen Plan gemacht haben. Ist das für euch in Ordnung?" Warum war Alex so verwirrt? Er freute sich. Er wurde gebraucht, und das von Petras Familie. Kein geringerer als sein Schwiegervater bat ihn um Hilfe. Das machte ihn beinahe stolz. "Das geht klar. Meldet euch morgen! Und einen schönen Abend für euch heute noch. Tschüss!" Das leichte Knacken in der Leitung verriet, dass sein Schwiegervater aufgelegt hatte. Alex goss sich noch einen Whisky ein und nippte daran. Dann trank er ihn doch aus und ließ das leere Glas in den Geschirrspüler verschwinden. Die angefangene Flasche stellte er in die Bar zurück. Er hatte deutlich gespürt, wie besorgt Petra war, wenn er trank. Und er hatte diesbezüglich in letzter Zeit arg über die Stränge geschlagen. Weil er wütend und enttäuscht war. Darüber, dass Petra immer noch dreimal abends in der Apotheke arbeitete, darüber, dass Kalle trotz seines Versprechens, es nicht zu tun, wieder Drogen genommen hatte, darüber, dass er auf Arbeit ausgerastet war und einen Kollegen geschlagen hatte. Darüber, dass er ständig Angst hatte, Petra könnte etwas von seiner Vergangenheit erfahren und seine Lügen aufdecken. Er schaltete den Fernsehapparat an und suchte nach einem Sender, der ein spannendes Programm zeigte. Am Ende entschied er sich für ein Musikvideo. Und er hoffte, dass Petra bald heimkommen würde, damit er ihr von dem Telefongespräch mit ihrem Vater erzählen konnte.
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