Glück auf Zeit 186


Als Carmen und Petra von ihrem Spaziergang, der immerhin über zwei Stunden gedauert hatte, in die Josefs Rast zurückkehrten, fanden sie Markus allein vor dem Kaminfeuer sitzend vor. "Hallo", begrüßte ihn Carmen mit einem Kuß auf die Stirn. "Du bist ja ganz allein hier.", stellte sie fest, und sie mußte zugeben, dass sie kein gutes Gefühl dabei hatte. "Alex hat sich irgendwie verkrümelt. Ich hoffe, ich habe ihn nicht verärgert.", gestand Markus. Petra legte eine Hand auf seine Schulter. "Das glaube ich nicht, Markus. Ich schau mal in unserem Zimmer nach." Sie verließ den Raum.
"Hattet ihr ein Problem?", fragte Carmen ängstlich. "Nein, überhaupt nicht.", antwortete Markus gelassen. "Du hast ihn doch nicht etwa abgefüllt?", fragte sie belustigt, als sie die beiden Whiskygläser auf dem Tisch stehen sah. Markus schüttelte den Kopf. "Nein, wirklich nicht, Carmen. Er war plötzlich weg." Er nahm sie in seine Arme und streichelte ihr braunes Haar. "Und wie war euer Spaziergang?", fragte er vorsichtig. Carmen genoss seine Umarmung. "Also Markus, ehrlich gesagt, ich habe deinen Rat beherzigt und Petra versprochen, dass ich in Zukunft nett zu Alex bin. Übrigens ist sie total begeistert von dir. Und wir haben beschlossen, dass ich Alex heute Abend verführen werde. Vielleicht läßt er dann seine dämlichen Eifersuchtsszenen sein."
Markus sah sie entgeistert an. "Und wie weit willst du dabei gehen, Carmen?", fragte er unsicher. Sie lächelte überlegen. "Das hängt natürlich auch davon ab, wie er reagiert. Aber keine Angst, wenn er zudringlich wird, schreie ich um Hilfe." Carmen lehnte ihren Kopf an seine Brust. "Ich finde, das ist eine ziemlich dämliche Idee. Der arme Kerl tut mir jetzt schon Leid.", sagte Markus. Carmen lächelte spitzbübisch. "Es ist doch bloß Spaß. Ich tue doch nur so als ob." Markus gefiel dieses Spielchen ganz und gar nicht. Nicht, dass er ein Problem damit hatte. Er würde Carmen schon in die Schranken weisen. Aber er fand es nicht fair, Alex mit solchen niveaulosen Geplänkel zu konfrontieren. Er leerte sein Whiskyglas.
"Glaubst du überhaupt, dass wir heute Abend noch zur Silvesterfeier auf die Lazidalm kommen?", fragte Carmen mißgestimmt. "Petra ist ja nun auch verschwunden.", fügte sie resigniert hinzu." "Aber die Dielen über uns knarren noch nicht. Wahrscheinlich hat deine Schwester Alex noch nicht wach bekommen." Carmen seufzte. Sie wollte zur Silvesterparty. Sie wollte noch dieses Jahr etwas erleben.

© Ingrid Hartung