Glück auf Zeit 115

Als Alex am Mittwochabend todmüde von der Arbeit heimkam und in den Briefkasten schaute, fand er einen Brief vor, der Petras unverkennbare Handschrift trug. Er rannte in sein Zimmer und öffnete ihn nervös. Papier flatterte auf den Fußboden. Als er es aufhob und durchlas, begriff er, dass es ein Flugticket von Köln nach Leipzig und zurück war.
Er faltete das Briefpapier auseinander und überflog die Worte, die Petra feinsäuberlich notiert hatte. 'Mein lieber Alex, ich danke Dir für Deinen Brief, obwohl ich auch enttäuscht war, dass Du Dich vorher nicht bei mir gemeldet hast. Ich möchte lieber mit dir reden als Dir schreiben. Lass mich nur so viel sagen. Unsere Trennung ist kein Zustand. Ich ertrage es nicht. Deshalb habe ich meinen Vater gebeten, ob er nicht etwas für uns tun kann. Du hast am nächsten Freitag ein Vorstellungsgespräch ( siehe Beiblatt) bei einer Leipziger Firma. Ich hoffe, wir sehen uns auf dem Flughafen. Deine Petra.' Nachdem er ihre Zeilen gelesen hatte, standen ihm Tränen in den Augen. Sie liebte ihn, und wenn er sich ein klein wenig Mühe gab, würde sie ihm gehören.
Natürlich mußte er nach Leipzig fliegen. Vielleicht würde ja doch noch alles gut werden. Er goß sich ein Glas Whisky ein und lächelte vor sich hin.

© Ingrid Hartung