Glück auf Zeit 69


Petra war froh, gut in Berlin angekommen zu sein und Caro in ihrer gemeinsamen Wohnung recht gut gelaunt vorgefunden zu haben. Sie hatte es nicht versäumt, sich sogleich bei ihr für Ihr Verständnis und die Vorlesungsmitschrift zu bedanken. Carolin hatte sie befremdlich angesehen und dann seufzend von sich gegeben. "Wenn ich natürlich geahnt hätte, dass du so am Boden zerstört wiederkommst, hätte ich mich nicht darauf eingelassen!" Petra blickte ihre Freundin verständnislos an "Wie meinst du das?", fragte sie gereizt. "Na ja", gestand Carolin."Du siehst nicht gerade erholt aus, eher so, als wärst du die letzten Tage durch die Hölle gegangen. Ich habe geglaubt, dir einen Gefallen zu tun, aber jetzt hege ich da so meine Zweifel." Damit hatte Carolin den Nagel auf den Kopf getroffen. Zweifel, Ungewißheit und Bedenken ließen Petra erschauern, wenn sie an ihre Liebe zu Alex und die letzten gemeinsamen Tage dachte. Sie war sich sicher, dass er ihr etwas verschwieg. Es hatte so viele Ungereimtheiten gegeben. Und was hatte es mit diesem Alptraum auf sich? Warum sprach er nicht mit ihr darüber? Er litt offensichtlich darunter, dass er bei ihrer Familie keine Anerkennung fand. Er hatte Minderwertigkeitskomplexe, weil er keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen konnte. Wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, mußte sie sich eingestehen, dass Alex versuchte, ihr eine heile Welt vorzugaukeln. In seinem Innersten sah es jedoch ganz anders aus. Petra liebte Alex nahezu bedingungslos, aber Vertrauen war für sie schon immer ein Meilenstein gewesen. Vielleicht, redete sie sich ein, muß ich ihm nur etwas Zeit lassen...

© Ingrid Hartung