Plötzlich stand Kalle vor ihr. Sie erschrak kurz. Dann hielt sie ihm geistesgegenwärtig das unselige Stück Papier vor die Augen. Er begriff zunächst nichts, aber er hörte Carmens Hand auf seiner linken Wange aufschlagen. Er hörte sie wütend schreien. "Du hast mich betrogen, du hast mich hintergangen. Du hast sogar deinen Freund dazu gebracht, dir ein falsches Alibi zu geben..." Das Datum des Briefes stimmte genau mit dem Tag überein, als Carmen nach dem Literaturabend mit ihren Kollegen essen gegangen war, und Kalle die ganze Nacht angeblich bei Alex gewesen war... Kalle war völlig vor den Kopf gestoßen. Er hatte fest geglaubt, die Sache wäre im Sande verlaufen. Wieso hatte er am Morgen darauf nicht diesen verräterischen Zettel entdeckt? Er konnte es nicht fassen. Was hatte ihn nur hierher getrieben zu diesem Verrat? Kalle versuchte, Carmen zu umarmen, doch sie schlug wild um sich. "Carmen bitte", sagte er verzweifelt, als er sie endlich umklammern konnte. "Verzeih mir, ich weiß wirklich nicht mehr, was an diesem Abend in mich gefahren ist. Ich war blind vor Eifersucht wegen deinem Kollegen, und ich habe mich erniedrigt gefühlt, weil du mich abblitzen lassen hast. Bitte verzeih mir, dass ich nicht ehrlich zu dir war. Ich wollte nur unsere Beziehung retten. Nichts auf der Welt ist mir so wichtig wie du." Carmen schluchzte an seiner Brust. "Ich verstehe nicht, wie du so etwas tun konntest." Mehr brachte sie nicht hervor. "Es tut mir so Leid. Aber ich kann es nicht ungeschehen machen." Sie blickte zornig zu ihm auf. "Genau das ist dein Problem. Du kannst es nicht ungeschehen machen." Irgendwie gelang es ihr, sich von ihm loszureißen. Sie rannte davon, heraus aus der Laube, fort aus dem Garten. Sie lief viel schneller, als sie sich es selbst zugetraut hätte, den dunklen Kolonieweg entlang bis zur anschließenden Wohnsiedlung. Am Anfang hörte sie Schritte, hinter sich, und natürlich wußte sie, dass Kalle ihr Verfolger war. Doch irgendwann bog sie in eine Straße ein, die Kalle nicht mehr wählte oder verfehlte. Sie war froh darüber. Sie wollte allein sein, ganz allein. Und vor allem wollte sie Kalle los sein. Bei dem Gedanken an das, was er ihr angetan hatte wurde ihr so übel, dass sie sich übergeben mußte, ehe sie in die Straße einbog, in der sie wohnte. Sie schlich sich ins Haus und schloss leise die Wohnungstür auf. Im Flur begegnete ihr Petra. "Hallo Carmen, schon zurück?" Sie schien etwas verwundert. "Ja, wie du siehst.", erwiderte Carmen lakonisch. Petra musterte ihre Schwester besorgt. "Ist etwas passiert?", fragte sie beinahe ängstlich. "Es ist alles in Ordnung. Ich muss bloß mal dringend auf die Toilette." Carmen flüchtete ins Bad. Sie würde Petra kein Wort davon erzählen, was heute vorgefallen war. Dafür schämte sie sich viel zu sehr. Und es tat so weh...
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