Glück auf Zeit 19

Eine vernichtende Entdeckung

Kalle war wütend auf seinen Vater. "Er wird es bereuen, verdammt nochmal, er wird es bereuen." Carmen ließ Kalle fluchen, sie war nicht imstande, irgendetwas von sich zu geben. Sie fühlte sich wohl in Kalles Umarmung, während sie auf dem Weg zum Gartenhaus waren. Er war der einzige, der ihr Geborgenheit geben konnte.
Beide ahnten nicht, dass sie vom Regen in die Traufe kamen.
Kalle öffnete die Gartentür. Im Garten umarmten und küssten sie sich innig. Als er die kleine, hölzerne Tür zur Laube aufgeschlossen hatte, nahm sie auf dem Sofa vor dem kleinen Couchtisch Platz und sie war nicht wenig erstaunt, als sie gewahrte, dass dort eine Rotweinflasche mit zwei Gläsern, eins davon halb gefüllt, stand.
Sie konnte sich nicht erinnern, dass Kalle und sie hier bei ihrem letzten Aufenthalt hier etwas stehen gelassen hatten.
Kalle bemerkte, dass Carmen verunsichert war. Er grinste. "Siehst du, wahrscheinlich sind wir nicht die einzigen, die diese Laube als Absteige nutzen. Sicherlich machen auch Robert und Marika davon Gebrauch." Rasch ergriff er die beiden Weingläser, um eventuelle Spuren zu verwischen. Er wandte sich ab. Carmen durfte nicht sehen, dass er errötete. Wie konnte er nur so unvorsichtig gewesen sein und nach seinem Aufenthalt hier mit Nicole nicht alles wegräumen. Eine trübe Erinnerung ereilte ihn. Er hatte es eilig gehabt, am nächsten Morgen zur Arbeit zu kommen.
Carmen konnte sich nicht vorstellen, dass Marika, war sie wirklich mit Robert hier gewesen, derartige Spuren von Unordnung hinterlassen hatte. Sie hoffte nicht, dass Robert wieder auf Abwegen war. Dann entdeckte sie unter der leeren Weinflasche einen blauen Zettel, auf dem mit schwarzen Stift geschrieben stand:"Mein lieber Kalle, vielen Dank für diese wunderbare Nacht. Du warst wirklich phantastisch. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Ruf mich an, bitte!" Die Telefonnummer konnte sie nicht mehr entziffern, weil ihre Tränen sie verwischt hatten. "Deine Nicole", lautete die Unterschrift. Neben dem Untersetzer, unter dem der Zettel klemmte, sah sie einen silbernen Ohrring blitzen, der zu seiner Besitzerin zurückgebracht werden wollte, und der zufällig hier verloren gegangen war.

© Ingrid Hartung

Liebe Ingrid!

Ich finde Deine Geschichten nach wie vor absolut lesenswert. Auch diese Geschichte hat alles was es braucht, vor allen Dingen ganz viel Gefühl.
Auf diesem Wege wünsche ich Dir und Deiner Familie ruhige Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Liebe Grüße sendet

Carolin