Glück auf Zeit 16

Die Rückkehr

"Dein Sohn sieht einfach blendend aus.", sagte Marika zu Robert, als sie von Kalle und Carmen am Samstagnachmittag vom Flughafen abgeholt wurden. Kalle hatte Roberts BMW gefahren und eilte nun mit zwei Koffern beladen, und Carmen, die nichts tragen durfte, zum Auto. Marika und Robert folgten ihnen mit dem Kleingepäck etwas langsamer. Da Robert nichts auf ihre Aussage erwiderte, fuhr Marika fort. "Man könnte fast glauben, er wäre im Urlaub gewesen. Da ist ein Leuchten in seinen Augen, das mir noch nie zuvor aufgefallen ist." "Du hast ja Recht", entgegnete Robert. "Wahrscheinlich haben die beiden die Woche unserer Abwesenheit intensiv genutzt. Ich verstehe nur nicht, warum Carmen so blass aussieht." Marika war das freilich nicht entgangen, doch sie war erstaunt darüber, dass auch Robert ihre schlechte Verfassung aufgefallen war. Sie hatte es auch sehr verunsichert, dass Carmen bei der Begrüßung sie zwar umarmt, aber es vermieden hatte, ihr in die Augen zu sehen. Sie war Marikas Blick ausgewichen.
Als auch Robert und Marika am Auto angelangt waren, staunten sie nicht schlecht. Kalle saß auf dem Fahrersitz, den er so weit nach hinten geschoben hatte, dass Carmen auf seinem Schoß Platz nehmen konnte. Er hielt sie engumschlungen, und die beiden küssten sich innig. Carmen sah die beiden im Spiegel nahen. Sie glitt rasch von Kalles Schoß und öffnete die Fahrertür, während Kalle noch ganz benebelt ihren Küssen nachhing. Marika und Robert konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen. Doch Carmen schien die einzige zu sein, der die Situation peinlich war. Sie setzte sich hinter Kalle, Robert nahm auf dem Beifahrersitz Platz und Marika neben Carmen. Kalle legte den ersten Gang ein und Carmen war froh, dass er diesmal angemessen und
vorsichtig fuhr.
Die Fahrt zum Flughafen war für sie die reine Hölle gewesen, und wenn Robert gewußt hätte, dass Kalle versucht hatte, das letzte aus dem BMW herauszuholen, hätte er seinem Sohn bestimmt nicht erlaubt, sein Auto zu benutzen.

© Ingrid Hartung