Glück auf Zeit 14

Das Geständnis

Carmen erschrak, als sie aus dem Bibliotheksgebäude trat und Kalle erblickte. Er sah gut aus, groß, breite Schultern, schmale Hüften, einen kleinen schwarzen Schnauzer und ein Lächeln, das unwiderstehlich war. Genauso mochte es die blondgelockte, pummelige Tussy gestern auch empfunden haben.
Carmen sah finster drein, doch Kalle ging auf sie zu und legte seinen Arm auf ihre Schulter. "Ich bin so froh, dich zu sehen.", sagte er. Sie funkelte ihn böse an. Und was hast du gestern Abend getrieben? Ich habe bei euch angerufen, aber du warst nicht da." Ihre Stimme klang feindselig. Er schlug die Augen nieder. "Ich war im Club." Carmen lachte erbost auf. "Oh ja, ich weiß, und du hast dich dort fantastisch amüsiert. Das habe ich inzwischen auch erfahren."
Kalle senkte seinen Blick. Er wusste, dass er im Hintertreffen war. "Carmen, bitte glaub mir, es ist nicht so wie du denkst. Ich war enttäuscht und wütend, dass du deinen Kollegen vorgezogen hast. Ich dachte, dir liegt mehr an ihm als an mir. Ich war eifersüchtig. Ich wollte mich einfach nur abreagieren, deshalb...". Carmen wusste, dass sie die folgenden Worte nicht hören wollte. Deshalb hielt sie ihm den Mund zu und sagte mit leiser Stimme. "Warum hätte ich mich einem anderen Mann an den Hals werfen sollen, wo ich doch ein Kind von dir erwarte?" Er trat näher an sie heran, zog sie an sich und packte sie derb an den Armen und presste wütend hervor: "Warum hast du es mir nicht eher gesagt? Ich hatte ein Recht darauf, es zu erfahren!" Carmen wurde bewusst, dass sie dieselben Worte bereits aus dem Mund ihrer Schwester gehört hatte. "Ich weiß es auch erst seit heute.", erwiderte sie, und das war zumindest nicht wirklich gelogen. Kalle umarmte sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. "Wir werden eine kleine Familie sein, Carmen. Ich kann es noch gar nicht fassen." Sie sah zu ihm auf. "Kalle, ich hatte solche Angst in den letzten Wochen.", gestand sie unter Tränen. "Und ich habe gedacht, du liebst mich nicht mehr.", sagte er und küsste sie auf die Stirn.

© Ingrid Hartung